Industrie wechselt im Sommer von der Rezession in die Stagnation

Die jüngste unter den Kärntner Industrieunternehmen durchgeführte Konjunkturumfrage untermauert, dass kein investitionsgetragener Aufschwung in Sicht ist. Die Betriebe gehen aber in den kommenden Monaten von einer zumindest stabilen Geschäftslage aus. Es braucht aber dringend Maßnahmen auf struktureller Ebene, damit Österreich wettbewerbsfähig bleibt. 

„Als Industrie befinden wir uns nach wie vor in einer Rezession, rechnen aber damit, dass die Entwicklung im Sommer in Richtung Stagnation geht “, sagt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Mit einem investitionsgetragenen Aufschwung sei aber jedenfalls nicht zu rechnen. „Dazu müsste auf struktureller Ebene sehr viel passieren, und das ist derzeit überhaupt nicht in Sicht. Wie es weiter geht, hängt tatsächlich von vielen unterschiedlichen Faktoren ab – von den Standortfaktoren in Österreich selbst, vom Ausgang der Wahlen in Europa und Österreich, aber auch von geopolitischen Unsicherheiten wie beispielsweise der Lage in der Ukraine“, erklärt Springer.

 Dass es in den kommenden Monaten maximal in Richtung Stagnation geht, untermauert auch die jüngste Konjunkturumfrage (1. Quartal 2024), an welcher 54 Kärntner Industriebetriebe mit rund 15.100 Beschäftigten teilgenommen haben. „Die Geschäftslage wird derzeit von 26 Prozent der Betriebe als gut beurteilt, von 28 Prozent allerdings als schlecht“, analysiert Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten. In einem halben Jahr gehen aber immerhin 80 Prozent der Befragten davon aus, dass die Geschäftslage zumindest stabil sein wird. Ein ähnliches Bild zeichnet sich bei der Ertragssituation ab. Auch hier gehen 85 Prozent der Unternehmen davon aus, dass sie sich im nächsten halben Jahr stabilisieren wird, 83 Prozent sehen außerdem eine gleichbleibende Produktionstätigkeit in den nächsten drei Monaten. „Hier lässt sich also ein leichter positiver Trend erkennen“, so Mischensky. Was die Zahl der Beschäftigten anbelangt, rechne aber noch immer ein Fünftel der Kärntner Betriebe mit einem Abbau an Mitarbeitern, nur sieben Prozent geben an, Mitarbeiter aufnehmen zu wollen. 

Schlüsselfaktor sind Lohnnebenkosten
Ein großes Thema sind nach wie vor die hohen Lohnnebenkosten in Österreich. „Im Schnitt sind die Gehälter in den Industriebetrieben in den vergangenen zwei Jahren je nach Branche um bis zu 18 Prozent gestiegen. Wir befinden uns in einer Lohn-Preis-Spirale und zählen weltweit zu den Ländern mit den höchsten Lohnnebenkosten. In Kombination mit den hohen Abgaben und einem enormen Bürokratieaufwand wirkt das wachstumshemmend und schadet dem Standort massiv“, so Springer. Das zeige auch das IMD World Competitiveness Ranking, im Rahmen dessen 64 internationale Wirtschaftsstandorte untersucht wurden, und wo Österreich weit abgeschlagen hinter Dänemark, Schweiz, USA und Schweden nur auf Platz 24 landet. Zuletzt war es im Jahr 2022 zumindest noch Rang 20. „Die Lohnstückkosten sind ein Schlüssel-Standortfaktor. Wenn die Politik nicht sehr schnell und in einem entsprechenden Ausmaß an dieser Schraube nach unten dreht, werden Unternehmen über kurz oder lang am Standort nicht mehr investieren. Oder aber, wie erste Beispiele bereits zeigen, Österreich überhaupt den Rücken kehren, weil die Rahmenbedingungen in anderen Ländern wesentlich besser sind“, erklärt Springer.

 Um dem drohenden eklatanten Wettbewerbsnachteil für heimische Industriebetriebe entgegenzuwirken, fordert die Industriellenvereinigung eine rasche und zielsichere Entlastung der Industrie in einem entsprechenden Umfang bis 2030. Abgesehen von der Senkung der Lohnnebenkosten gehe es hier vor allem um auch um den Abbau von Bürokratie, um Investitionen zu ermöglichen, die den Standort Österreich voranbringen, so der IV-Präsident.

 Beschleunigung von Genehmigungsverfahren
„Hier muss auch in Kärnten dringend angesetzt werden. Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren ist unter anderem der Schlüssel zum dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energie und damit auch zur Dekarbonisierung“, sagt IV-Geschäftsführerin Mischensky. Wesentlich sei es jetzt vor allem auch, die Umsetzung des Energiewendegesetzes zu beschleunigen und die Energiestrategie rasch auf den Weg zu bringen.

 inlehre-Lehrlingswettbewerb 2024
Und ein Thema, das so gut wie alle Unternehmen auch in den kommenden Jahren begleiten wird, ist das der fehlenden Fachkräfte. „Deshalb ist es auch so wichtig, am Industriestandort Kärnten in die Lehrlingsausbildung zu investieren“, sagt Mischensky. Die Industriellenvereinigung Kärnten organsiert deshalb bereits zum 14. Mal den inlehre-Lehrlingswettbewerb, der morgen an der FH Kärnten am Campus in Villach über die Bühne gehen wird. 70 Lehrlinge aus 23 Betrieben werden sich in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik der Herausforderung stellen, und sich mit den Besten messen. Und im abschließenden Teambewerb können die jungen Leute beweisen, dass sie auch gemeinsam knifflige Aufgaben lösen können

 Wahl des IV-Präsidiums am 10. Juni 2024
Nicht nur für Europa und Österreich, auch für die Industriellenvereinigung Kärnten ist es ein Wahljahr. Die aktuelle Amtsperiode endet, und am 10. Juni 2024 wird das Präsidium gewählt. Der amtierende Präsident Timo Springer stellt sich gemeinsam mit seinem Präsidiumsteam (Sabine Herlitschka, Oliver Zlamal, Michael Velmeden) für eine weitere Periode zur Verfügung und damit der Wahl. Der Vorsitzende der Jungen Industrie, derzeit ist das Edgar Jermendy, wird in das Präsidium kooptiert. „Gerade in herausfordernden Zeiten wie wir sie jetzt in der Industrie erleben ist es wichtig, auf das aufzubauen, was bisher erreicht wurde, und vehement Dinge voranzutreiben, die den Standort Kärnten stärken“, sagt Springer.

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