„Wir arbeiten zu wenig, besteuern Leistung zu stark, und preisen uns aus den Märkten“

Franz Schellhorn, Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, hat im Rahmen der Mitgliederversammlung der IV Kärnten Montagabend beleuchtet, warum Österreichs Wirtschaft schwach wächst – und fünf Punkte genannt, die zu mehr Erfolg führen könnten. 

„Österreichs Wirtschaft wächst nicht mehr – was ist passiert?“ Diese Frage hat Franz Schellhorn, der Leiter der Denkfabrik Agenda Austria, bei der Mitgliederversammlung der IV Kärnten im Lakeside Science & Technology Park, gestellt. Ausgangspunkt seiner Keynote im Anschluss an die Wahl von Vorstand und Präsidium der IV Kärnten, war die Tatsache, dass die heimische Wirtschaft mit den aktuell höchsten Lohnstückkosten, der höchsten Inflationsrate Westeuropas, einer sagenhaften Überbürokratisierung sowie niedrigem Realwachstum konfrontiert ist.

 „Wir haben leider ein Problem. Kein Land in Europa ist in den vergangenen fünf Jahren schwächer gewachsen als Österreich. Interessant: Dänemark hat in derselben Zeit neun Prozent Wachstum hingelegt“, sagt Schellhorn. In der Politik werde das alles leider null diskutiert. Der Hauptgrund aus Sicht des Experten für das Schrumpfen Österreichs: „Wir arbeiten zu wenig.“ Die gesetzliche Arbeitszeit liege zwar seit 1980 bei 40 Stunden, sie habe sich, wenn man in die Betriebe hineinsehe aber ganz anders entwickelt.

„Der gesamte Beschäftigungszuwachs geht nur auf die Teilzeit“
Was in Österreich besonders auffällt: Seit 1995 gibt es um 30 Prozent mehr Beschäftigte und ein Arbeitsvolumen, das im Verhältnis nur um knapp 15 Prozent gestiegen ist. Außerdem, so Schellhorn, sind seit 1995 keine Vollzeitstellen netto dazugekommen, Österreich habe seither konstant drei Millionen Vollzeitstellen, aber um 1,2 Millionen Einwohner mehr. „Der gesamte Beschäftigungszuwachs geht nur auf die Teilzeit.“

„Wir sind nicht mehr produktiv genug“
Warum ist das schlimm? „Weil wir nicht mehr produktiv genug sind. Die Produktivität in Österreich sinkt seit einiger Zeit, und das außerhalb jeglichen politischen Diskurses. Produktivität ist aber in der langen Frist entscheidend für den Wohlstand einer Bevölkerung, weshalb die Bundesregierung das Thema sofort angehen müsste“, erklärt Schellhorn. Zweites Problem: „Der Staat fördert die Nichtleistung und bestraft die Leistung.“ Österreich habe eine hohe Besteuerung des Faktors Arbeit, ein Steuersystem, das darauf ausgelegt sei, die niedrige Stundenanzahl zu subventionieren und die hohe zu bestrafen. „Der Nettostundenlohn ist mittlerweile in der Teilzeit höher als in der Vollzeit“, resümiert Schellhorn. Und schließlich seien auch die extrem hohen Lohnstückkosten dafür verantwortlich, „dass wir uns selbst aus den Märkten preisen“. Ohne Wachstum lasse sich der Sozialstaat aber nicht mehr finanzieren.

Was also ist zu tun? Schellhorn fasst die Agenda in fünf Punkten zusammen:

  1. Wir müssen mehr und länger arbeiten, nicht weniger und kürzer.
  2. Wir müssen die Einkommen ab der Mitte kräftig entlasten. Leistung muss sich lohnen.
  3. Entlastung geht nur, wenn der Staat die Ausgaben bremst. Vorbild ist die Schweiz.
  4. Wir müssen Zuwanderung in die Arbeitsmärkte forcieren.
  5. Wir sollten den Freihandel als Geschenk begreifen, nicht als Bedrohung.

Zur Person:

Franz Schellhorn ist seit 2013 Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria. Davor war er ab 1997 als Wirtschaftsredakteur bei der Tageszeitung „Die Presse“ tätig, und hatte ab 2011 außerdem die Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs inne. 2009 wurde Schellhorn mit dem Horst-Knapp-Preis ausgezeichnet, der für hervorragende Leistungen im Wirtschaftsjournalismus vergeben wird. 

Hier die Präsentation von Franz Schellhorn