Insgesamt nehmen 28 Kärntner Unternehmen mit 35 Standorten am Tag der offenen Tür der Industrie teil, quer durch alle Bezirke und alle Branchen – von Holz über Elektronik und Chemie bis hin zu Elektrizität. Auf der eigens hierfür angelegten Website www.industrie-tag-kaernten.at finden sich alle Informationen zu den einzelnen Unternehmen und deren Programmen an diesem Tag, sowie Anmeldemöglichkeiten.
„Die Betriebe verwandeln sich einen Tag lang in ein Schaufenster für Besucherinnen und Besucher, die schon immer wissen wollten, was die Firmen in ihrem Wohnort oder Bezirk herstellen und welche Innovationen sie von Kärnten aus schaffen“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten. Angesprochen werden insbesondere aber auch junge Menschen, bei welchen die Berufswahl bevorsteht, und natürlich deren Familien. „Ziel der Betriebe an diesem Tag der offenen Tür ist es unter anderem, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren, der Chancen und Karrieren für junge Menschen ermöglicht. Und in dem Zusammenhang spielt natürlich die Lehrlingsausbildung eine wesentliche Rolle“, sagt Mischensky. Am Vormittag bieten die Industriebetriebe organisierte Führungen für Schulklassen an, bei welchen die jungen Leute Informationen über Berufe im MINT-Bereich erhalten. „Damit ist der Tag der offenen Tür eine großartige Gelegenheit, vielleicht schon seinen künftigen Arbeitgeber kennenzulernen“, so die IV-Kärnten-Geschäftsführerin.
Ausbildung von Fachkräften
„Die Kärtner Industrie beschäftigt als produzierender Sektor direkt mehr als 57.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, 3000 davon sind in Forschung und Entwicklung tätig“, sagt Alexander Kuess, Geschäftsführer der Sparte Industrie der WK Kärnten. Und die modernen Industriearbeitsplätze würden sich durch eine starke Integration fortschrittlicher Technologien und Automatisierung auszeichnen. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an solchen Arbeitsplätzen überwachen und steuern Prozesse über Touchscreens oder Tablets, analysieren Daten und führen technische Wartungen durch. Arbeitsschutz, Ergonomie und attraktive Arbeitszeitmodelle haben einen hohen Stellenwert“, so Kuess. Auch wenn die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt angespannt sei, seien Kärntens Industriebetriebe ein Garant für wertvolle Arbeitsplätze in der Region. Besonders die Ausbildung und Beschäftigung junger Menschen sei ungebrochen ein Asset. „2023 wurden mehr als 1000 junge Menschen in den unterschiedlichsten Berufen ausgebildet, und unsere Industrielehrlinge zeigen bei internationalen Wettbewerben Leistungen, die Weltklasse sind“, sagt Kuess. Damit bilde die Industrie die dringend benötigten Fachkräfte von morgen aus. „Denn der jetzt schon vorherrschende Fachkräftemangel wird in den kommenden Jahren noch zunehmen, und stellt die Betriebe vor Herausforderungen“, so Kuess.
Arbeits- und Energiekosten als Standortfaktor
„Wir haben aber noch weitere Standortthematiken, die es zu lösen gilt. Wir befinden uns im dritten Jahr der Rezession und zumindest bis Jahresende kann maximal von einer Stagnation die Rede sein“, sagt Michael Velmeden, Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer Kärnten und Vizepräsident der IV Kärnten. Die jüngste Konjunkturumfrage unter Kärntner Industriebetrieben habe gezeigt, dass knapp ein Viertel der Unternehmen sogar darüber nachdenke, Mitarbeiter abzubauen. „Hinzu kommt, dass der Standort Österreich Jahr für Jahr an Wettbewerbsfähigkeit einbüßt. Laut Agenda Austria wächst kein anderes EU-Land langsamer als Österreich“, erklärt Velmeden. Die Gründe für den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit sind bekannt: „Die Arbeits- und Energiekosten sind im internationalen Vergleich viel zu hoch, die Lohnstückkosten liegen in Österreich deutlich über dem EU-Schnitt, und mit einer exorbitant hohen Steuer- und Abgabenquote von 43,2 Prozent und einer massiven Überregulierung sind wir nicht konkurrenzfähig“, so Velmeden. Das alles berge das Risiko, dass Unternehmen ins Ausland abwandern. Neuinvestitionen würden häufig schon unbemerkt in Ländern mit deutlich attraktiveren Rahmenbedingungen erfolgen. „Wir müssen hier dringend gegensteuern, um am Weltmarkt wieder wettbewerbsfähiger zu werden“, sagt Velmeden.
Was es jetzt dringend braucht
Wie kann das gelingen? „Sicherheit und Stabilität sind die Rahmenbedingungen, welche die Industrie am dringendsten braucht. Politische Ungewissheit verunsichert, weil es in unseren Unternehmen vor allem um Planungssicherheit geht“, sagt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Umso wichtiger werde es sein, dass, nachdem die Wahl jetzt geschlagen sei, zügig Gespräche für eine Regierungsbildung aufgenommen würden. Und diese neue Regierung müsse – in welcher Konstellation auch immer – mit aller Kraft daran arbeiten, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Wettbewerbszug nicht endgültig an Österreich vorbeifahre. Es brauche tiefgreifende Veränderungen. „Welche das sind, haben wir schon oft aufgezeigt. Wenn wir den Standort wieder nach vorne bringen wollen, müssen in einem ersten Schritt die Lohnnebenkosten deutlich reduziert werden. Wir müssen aber auch mehr und länger arbeiten, qualifizierte Zuwanderung zulassen und der Bürokratieflut endlich ein Ende setzen“, so Springer. In einem Hochlohnland wie Österreich komme der Innovation außerdem ein immer höherer Stellenwert zu und damit der Forcierung der Ausbildung im MINT-Bereich. „Und genau in diese können Besucherinnen und Besucher beim Tag der offenen Tür der Industrie in den unterschiedlichsten Branchen hineinschnuppern“, sagt Springer.
Informationen zum Tag der offenen Tür
Alle Informationen zum Tag der offenen Tür und zu den teilnehmenden Betrieben sowie Programme und Anmeldemöglichkeiten unter www.industrie-tag-kaernten.at.