"Die HTLs sind ein wichtiger Partner für die Kärntner Industrie, wenn es um die Ausbildung unserer Fachkräfte geht. Mehr als 60 Prozent der Unternehmen mit offenen Stellen im MINT-Bereich suchen HTL-Absolventinnen und HTL-Absolventen. Und gerade in Sachen Innovation beweisen die HTLs immer wieder, dass sie vorne mit dabei sind“, erklärte Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten, im Rahmen der Begrüßung. „Wir brauchen Ausbildungsmöglichkeiten wie die HTLs, die den Standort Kärnten nach vorne bringen. Die zusätzliche Schwerpunktsetzung Innovationsdesign und additive Fertigung, die gerade erst hier an der Schule in Ferlach präsentiert wurde, ist so ein wichtiger Baustein“, so Springer.
„Eine der Kernfragen ist, wie man Kompetenzen im Bildungswesen so vermitteln kann, dass die Wirtschaft tatsächlich etwas davon hat“, erklärte Jonas Claußen, der Pädagogische Leiter der Bildungsdirektion Kärnten, am Beginn der Veranstaltung. Und genau darum ging es einen ganzen Vormittag lang in der HTL in Ferlach – um wesentliche Fragen und Antworten an der Schnittstelle von Wirtschaft und Ausbildung und um das Vernetzen von potenziellen zukünftigen Arbeitgebern mit eben diesen für die Ausbildung der jungen Menschen Verantwortlichen.
Innovation als Motor der Industrie
Zentrales Thema war außerdem die Innovation. Ein Bereich, in welchem die Industrie einen wesentlichen Beitrag leistet, und für den sie wiederum die entsprechenden Fachkräfte insbesondere eben Absolventen der HTLs benötigt. „Warum misslingen immer noch viele Innovationsvorhaben?“, lautete der Titel des Vortrages von Frans Starmans, einem der führenden Entwickler bei der Firma Versuni. Im Kern beschäftigte er sich mit der Frage, wie Innovationen im Spannungsfeld von Start-up-Logik und Projekt-Management-Logik gelingen können: Wie planbar ist das Unplanbare wirklich? Kann man denn Innovation überhaupt mit Prozessen und Projektmanagement steuern? Sind Konzerne Innovationskiller und Start-ups die Helden? Wie komme ich von Nichts zu einer Idee?
Unsicherheit versus Planbarkeit
„Von der Idee zum Markterfolg ist es ein steiniger Weg. Und es geht bei Innovation immer um Unsicherheit versus Planbarkeit“, erklärte Starmans. Und Ausgangspunkt für Innovationen sei immer die Führungsebene. Hier müsse man die Möglichkeiten für das Zustandekommen eines Innovationsteams schaffen. „Wie kommen Sie zur Teamzusammensetzung“, wollte Glock-Chef Günter Gigacher wissen. Eine Frage, so Starmans, die gar nicht so leicht zu beantworten sei. Man brauche einerseits kritisch denkende Menschen im Team, auf ihrem Standpunkt beharrende, und doch wieder nicht, keine Ja-Sager aber dann doch wieder konträre Charaktere. Markus Quinesser von der Glock GmbH, für welche die HTL Ferlach ein wichtiger „Lieferant“ von Fachkräften ist, stellte die Frage nach der Anzahl der Projekte pro Jahr. „20 bis 30 sollten schaffbar sein“, erklärte Starmans. Einig war man sich, dass es jedenfalls einer guten Fehlerkultur in den Unternehmen bedarf.
Im Anschluss an die interessante Diskussion der Teilnehmer mit Starmans hatten die fünf HTLs – Ferlach, Wolfsberg, Mössingerstraße (Klagenfurt), Lastenstraße (Klagenfurt) und Villach – die Möglichkeit, den anwesenden Industrievertretern jeweils die Schule und die Schwerpunkte zu präsentieren. Und Hubert Lutnik, der Direktor der HTL Mössingerstraße in Klagenfurt und Vertreter der Kärntner HTLs auf Bundesebene, wies noch einmal darauf hin, dass es mehr Berufsorientierung in der Unterstufe der AHS brauchen würde, um jene Schülerinnen und Schüler, die in Richtung Technik und Naturwissenschaft tendieren würden, rechtzeitig „abzuholen“. Die HTLs nutzten die Präsentationen aber auch, um auf die „Firmentage“ in diesem Jahr aufmerksam zu machen, im Rahmen derer sich Unternehmen unmittelbar in den Schulen informieren und Kontakte mit Schülern in Hinblick auf künftige Mitarbeit knüpfen können.
Berufsbegleitendes Studium ermöglichen
Ein großes Thema bei der Diskussion im Anschluss an die interessanten Präsentationen der HTLs war die Tatsache, dass viele Absolventen nicht gleich als Fachkräfte verfügbar sind, sondern in Richtung Studium tendieren. „Wir befinden uns in einem großen Umbruch und haben in Österreich immer noch das Thema mit den Titeln. Dabei ist uns oft nicht bewusst, dass die Juwele, die in den HTLs ausgebildet werden, die Zukunft sind“, so Glock-Chef Gigacher. Man bemühe sich aber, den Mitarbeitern berufsbegleitende Studien zu ermöglichen. Das sei auch bei CMS der Fall, erklärte die dort für HR zuständige Catherine Waldmann. Abschließend war man sich bei einem Rundgang durch die HTL Ferlach einig, dass wie IV-Präsident Springer auch schon erklärt hatte, man nur gemeinsam etwas bewegen könne. Und das Forum Industrie und HTL leistet hier einen wesentlichen Beitrag.