Die jüngste Konjunkturumfrage unter den Kärntner Industrieunternehmen zeigt, dass es quer durch alle Branchen schwierig bleibt. Besorgniserregend ist vor allem die Tatsache, dass schon mehr als die Hälfte der befragten Betriebe davon ausgehen, in den kommenden Monaten Mitarbeiter abbauen zu müssen. Ohne tiefgreifende Reformen durch die künftige Regierung droht ein weiterer massiver Verlust der Wettbewerbsfähigkeit.
61 Industriebetriebe mit rund 22.000 Beschäftigen haben im 4. Quartal 2024 an der Konjunkturumfrage der IV Kärnten teilgenommen, welche den bundesweiten Trend untermauert. „Mehr als besorgniserregend ist, dass mittlerweile schon 57 Prozent der Unternehmen in Kärnten angeben, für die kommenden Monate von einem abnehmenden Beschäftigtenstand auszugehen“, sagt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Kein einziges der 61 befragten Unternehmen habe angegeben, Mitarbeiter aufbauen zu wollen. 43 Prozent rechnen zumindest damit, den Mitarbeiterstand halten zu können.
In einer Zusatzfrage wurde diesmal außerdem abgefragt, wann die Betriebe mit einer spürbaren Verbesserung der Konjunktur in ihrer Branche rechnen. Auch dieses Ergebnis ist ernüchternd. Mehr als 50 Prozent der Befragten erklären, dass eine solche derzeit nicht absehbar ist. „Die Lage der österreichischen Industrie ist ernst. Hohe Kosten für Personal und Energie, strenge Regulierung und Standortnachteile setzen den Unternehmen stark zu, insbesondere in energieintensiven Bereichen. Die Produktion schrumpft, und immer mehr Betriebe verlagern ihre Standorte ins Ausland. Dadurch verliert das Land industrielle Wertschöpfung und technisches Know-how“, warnt Springer.
Keine positive Entwicklung seit 14 Quartalen
Um diesen Abwärtstrend zu stoppen, seien sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene entschlossene wirtschaftspolitische Maßnahmen erforderlich, insbesondere aber seitens einer neuen Bundesregierung. Die konkreten Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage bestätigen dieses düstere Bild: Seit 14 Quartalen gibt es keine positive Entwicklung, und die Auftragssituation bleibt angespannt. Österreich kann das globale Wachstum nicht nutzen, während die Konkurrenz aufholt. Ohne grundlegende Veränderungen droht ein weiterer wirtschaftlicher Rückgang, so Springer.
Geschäftslage und Ertragssituation
„Die Wirtschaft stagniert weiter. Das zeigt sich deutlich in der Beurteilung der Betriebe von Geschäftslage, Ertragssituation und Auftragsbestand“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten. 61 Prozent der Unternehmen beurteilen die aktuelle Geschäftslage derzeit als schlecht, 57 Prozent die Ertragssituation. „Trotzdem scheint es für die kommenden sechs Monate in Hinblick auf diese Parameter ein wenig Zuversicht zu geben. Da gehen dann immerhin 40 Prozent der befragten Unternehmen von einer guten Geschäftslage aus, 46 Prozent von einer durchschnittlichen und nur noch 14 Prozent von einer schlechten. Ähnlich bei der Ertragssituation: In sechs Monaten rechnen 43 Prozent wieder mit einer guten, 39 Prozent mit einer durchschnittlichen, und 18 Prozent mit einer schlechten Ertragssituation“, so Mischensky.
Aber auch sie betont, dass insbesondere die Einschätzung von mehr als der Hälfte der Kärntner Industriebetriebe in Bezug auf einen notwendigen Mitarbeiterabbau aufgrund von Auftragssituation und sinkender Erträge besorgniserregend sei. „Das steht aber nicht im Widerspruch dazu, dass die Unternehmen sich weiterhin intensiv um die Mitarbeiter der Zukunft bemühen. Und das sind vor allem die Lehrlinge. Gerade erst ist die diesjährige Lehrlingsmesse erfolgreich zu Ende gegangen, auf welcher sich mehr als 20 Industriebetriebe den Jugendlichen als potenzieller Arbeitgeber präsentieren konnten“, sagt Mischensky.
Notwendige Maßnahmen
Was also braucht es jetzt in der Industrie? „Wir müssen dringend Kosten reduzieren, um uns nicht weiter aus den Märkten zu preisen. Hohe Energie- und Arbeitskosten sowie überbordende Regulierungen ersticken nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit, sondern auch die Innovationskraft unserer Wirtschaft. Wir müssen uns vom Bürokratiedschungel befreien, Arbeitsanreize schaffen und in Forschung und Entwicklung investieren. Denn Innovationen sind der Schlüssel zu langfristigem Erfolg“, erklärt Mischensky.
Blockade durch Selbstregulierung
„Aber nicht nur die Situation in Österreich, auch jene in Europa insgesamt ist besorgniserregend. Während andere Weltregionen produzieren und innovieren, blockieren wir uns selbst durch Überregulierung“, so Springer. Hinzu komme die Unsicherheit in Bezug auf den künftigen Handel mit den USA. Schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump mit Strafzöllen auf europäische Waren gedroht. Nun besteht die Sorge, dass er erneut protektionistische Maßnahmen ergreift, um die US-Wirtschaft auf Kosten ausländischer Hersteller zu stärken. Auch für Zulieferer und mittelständische Betriebe, die wie viele Kärntner Unternehmen stark in internationale Produktionsprozesse eingebunden sind, könnten neue Zölle eine Herausforderung darstellen. „Umso wichtiger wird es sein, dass die neue Regierung rasch handelt und Entscheidungen trifft, die Österreich stärken und die Basis für Wohlstand und Stabilität sichern. Die Industrie ist bereit, ihren Beitrag zu leisten, indem sie Konzepte erarbeitet und Lösungen anbietet. Doch es braucht eine handlungsfähige Politik, die diese Impulse aufnimmt und umsetzt. Es ist höchste Zeit für Mut, Tatkraft und Reformwillen – für ein starkes, zukunftsfähiges Österreich“ erklärt Springer.