KI für Kärnten

IV-Veranstaltung baut Berührungsängste der Unternehmen zur Nutzung Künstlicher Intelligenz (KI) ab. Denn Kärnten bietet zahlreiche universitäre und außeruniversitäre Anknüpfungspunkte. 

IV-Kärnten-Präsident Timo Springer nennt es „niederschwelliger Zugang zu KI“, die Leiterin des Fraunhofer-Forschungszentrums KI4LIFE, Eva Eggeling, will „KI breit machen, damit sich KI breit macht“. Und das ist bitter nötig, zeigt eine Fraunhofer-Umfrage doch deutlich, dass Künstliche Intelligenz in Österreich noch nicht wirklich bei den Kleinen und Mittleren Unternehmen (KMU) angekommen ist. Der Großteil meldet hier leider immer noch keine Relevanz bei Anwendungen. Bei den großen Unternehmen sind KI-Lösungen immerhin schon bei gut einem Drittel im operativen Einsatz oder zumindest in der Testphase. Und wo fehlt es? Rund 40 Prozent der befragten Betriebe führt die Enthaltsamkeit bei KI-Anwendungen auf fehlende Kompetenz bei den Mitarbeitern zurück, bei 10 Prozent fehlt auch das Commitment des Managements.

Da setzen Kärntens Bildungsinstitutionen an. Die FH Kärnten (vertreten durch Markus Prossegger) hat gemeinsam mit internationalen Partnern und unter Einbindung von mehr als einem Dutzend Firmenvertretern einen Studiengang zur „Applied Data Science“ initiiert, der berufsbegleitend angeboten wird. An der Uni Klagenfurt (vertreten durch Wolfgang Faber) spannt sich der Bogen von der klassischen KI im Bereich der Informatik bis zur Anwendung in der Robotik. Ein Studium zu KI und Cybersecurity gibt es seit zwei Jahren, eines zu KI und Robotik wurde eben aus der Taufe gehoben und stößt auf großes Interesse von Studierenden. Zum Fraunhofer-Institut KI4LIFE gibt es eine enge Verbindung, die sich etwa auch in gemeinsam beschäftigten Forschern zeigt.

Nachhilfe bei Digitalisierung

KI4Life hat zweieinhalb Jahre nach dem Start schon 12 MitarbeiterInnen in Klagenfurt und sieht sich tatsächlich als Vermittler. So bietet man etwa einen Crashkurs für Geschäftsführer in Sachen Digitalisierung: Da werden Fragen beantwortet wie „Was ist Deep Learning oder ein Data-Science-Projekt?“ Dazu kommen Digitalisierungsschecks im Wert von je 10.000 Euro an, die 10 Tage Gratis-Beratung beinhalten, in denen KMU mit ForscherInnen von Fraunhofer potenzielle Use-Cases entwickeln können.

Ein solches Projekt ist beim Dachdeckungsunternehmen Fleischmann & Petschnig schon aufgegangen. Aus früheren Innovationsprojekten liege eine Unmenge von Daten aus Feuchtigkeitsmessungen in Dächern vor, schildert Firmenchef Otmar Petschnig den Ausgangspunkt des Projekts. Es ging also darum, mittels Algorithmen über Machine-Learning Prognosemodelle für die Rücktrocknungsfähigkeit von Dächern zu gewinnen. Das betrifft deren Restnutzungsdauer genauso wie etwa den Einfluss von Photovoltaikanlagen, die das Dach zusätzlich beschatten, was wiederum die Rücktrocknungsfähigkeit negativ beeinflusst. Im Zuge des Green Deal ändern sich gesetzliche Regularien schnell. Ziel ist es, möglichst viele Dächer mit PV-Anlagen zu bestücken. Fleischmann & Petschnig kann – unterstützt durch KI – verlässliche Aussagen darüber machen, wo das Sinn macht und wo es vorher eine Dachsanierung braucht.

Wertvoller Digitalisierungsscheck

Olivia Pfeiler ist Head of Data Science beim Forschungszentrum KAI (Kompetenzzentrum für Automobil- und Industrieelektronik) von Infineon mit insgesamt 70 MitarbeiterInnen. In ihrer 17köpfigen Data-Science-Gruppe werden z.B. Systeme zur Produktionskontrolle oder Instandhaltungsthemen bearbeitet: u.a. über Bildverarbeitungsalgorithmen, die menschliche Sichtkontrolle ersetzt haben. Pfeilers Team geht sehr strukturiert vor. Aber auch hier hilft der Digitalisierungsscheck, um den Use-Case zu entwickeln. Im Idealfall, so Pfeiler, sitzen bei solchen Projekten immer vier Kompetenzbereiche am Tisch: der Data-Scientist, der Data Engineer, der für entsprechende Datenqualität sorgt, ein Experte, der das nötige Tool kennt und jemand, der daraus einen Business-Case macht. Keiner und keine von ihnen ist derzeit leicht am Arbeitsmarkt zu finden. Die Folge des Mangels schildert Timo Springer drastisch: „Bei unserer Niederlassung in den USA kommen in der Gehaltspyramide gleich unter dem CEO die IT Positionen.“ Auf Nachfrage von Moderator Roland Waldner können Uni und FH zumindest von steigender Nachfrage bei einschlägigen Ausbildungen berichten.

Hier der Link zur Fraunhofer-Austria-KI Studie