Mehr Tempo für den Standort

IV Kärnten fordert von der neuen Landesregierung die beschleunigte Umsetzung ihres 20-Punkte-Programms für den 5-Sterne-Standort: von der qualifizierten Zuwanderung über die aktive Gestaltung der Energiewende bis zur Neustrukturierung der Wirtschaftspolitik.

  • Springer sprach zuerst das Thema Demografie und Fachkräfte an: „Als das Bundesland mit der im Verhältnis schlechtesten Wanderungsbilanz braucht es sehr rasch einen Masterplan zur Sicherung des Nachwuchses sowohl bei Fachkräften als auch bei Studierenden vor allem im MINT(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik)-Bereich. Das schließt nicht nur Programme für Kärnten-Rückkehrer ein, sondern auch für qualifizierte Zuwanderung“. In Gesprächen des Vorstands der IV Kärnten mit den Spitzenkandidaten hätten alle grünes Licht dafür gegeben. Es sollte daher nicht schwierig sein, hier auch über die Landesregierung hinaus Konsens zu erzielen. 
  • IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky verlieh dann ihrer Sorge über die Qualität der Energieversorgung Ausdruck: „Hier summieren sich zwei Problemlagen: einerseits die durch den Ukrainekrieg ausgelöste Verknappung in der Gasversorgung, die auch auf die Strompreise durchschlägt, andererseits die abnehmende Stabilität der Netze aufgrund der zunehmenden Bedeutung von volatiler Erneuerbarer Energie“. Die Industrie habe auch in Kärnten ein klares Bekenntnis zur Energiewende abgegeben, habe mit den so rasch veränderten Rahmenbedingungen und den extrem steigenden Energiepreisen große Schwierigkeiten, zumal sich dies in anderen Teilen Europas und der Welt deutlich entspannter darstelle. Kärnten müsse in zwei Bereichen Lösungen finden: einerseits, indem sich die neue Landesregierung massiv in die Planung der Energieversorgung einschaltet. Undifferenzierte Flächenabschaltungen bei elektrischem Strom bei Mangellage müssen unbedingt verhindert werden. Hier gilt es auch volkswirtschaftliche Kriterien mit einzubeziehen. Noch wichtiger sei es allerdings, beim Ausbau der Erneuerbaren Energie den Turbo zu zünden. Das gelte für den Abbau von gesetzlichen und verwaltungstechnischen Hürden genauso wie für den klaren Ausweis von Energiezonen, die für Windkraft und Photovoltaik reserviert werden. Kärnten brauche außerdem dringend ein Update für den seit Jahren ignorierten Energiemasterplan, in dem auch die Möglichkeiten anderer Erneuerbarer Energieträger (z.B. Biogas, Geothermie) berücksichtigt werden. 
  • Präsident Springer fordert eine fundamentale Neustrukturierung der Wirtschaftspolitik: „Die Agenden für Wirtschaftsentwicklung und Standortmarketing müssen endlich zusammengelegt werden und noch wichtiger, die strategischen Landesgesellschaften dahinter: Kärntner Wirtschaftsförderungsfonds, BABEG, Standortmarketing, Kärnten Werbung – um nur die wichtigsten zu nennen.“ Da gebe es immer noch viel zu unterkritische Massen und Doppelgleisigkeiten, so Springer. Denn das sei unerlässlich, um die Chancen des Jahrhundert-Infrastrukturprojekts Koralmbahn nutzen zu können. Dies müsse in enger Kooperation mit dem Kärntner Zentralraum geschehen. Hier werde vor allem die Achse Klagenfurt-Villach eine besondere Rolle spielen. Eine weitere wichtige und langjährige Forderung der IV Kärnten ist die Strategie zur Entwicklung von Kärntens Stärkefeldern in den Bereichen Electronic Based Systems, Holz und Nachhaltigkeit auf Basis einer detaillierten Analyse der Wertschöpfungsketten. Kärnten profitiere deshalb zu wenig von Leitbetrieben, so Springer. Wesentlich für die Zukunft nicht nur der Industrie ist für den IV-Kärnten-Präsidenten eine Digitalisierungsstrategie auf Basis einer Untersuchung der digitalen Fitness der Unternehmen.
  • Miischensky wandte sich anschließend dem Thema Bildung zu: In erster Linie drängt die IV Kärnten hier darauf, die zahlreichen MINT-Initiativen im Land weiter zu stärken und auszubauen. Weitere wichtige Themen: ein zentraler Bildungscampus für Uni und FH, die Ausweitung der Bildungshubs im Land, die Verbesserung des Images der Lehre und die weitere Unterstützung bzw. den Ausbau der International School Carinthia als strategischen Standortfaktor.
  • Springer sprach das Thema Infrastruktur an. Er kritisierte die teilweise jahrzehntelangen Verzögerungen bei wichtigen Straßenprojekten wie der B100 oder der B317/S37. Der Flughafen mit Linienverbindungen zu großen Hubs wie Frankfurt sei für einen derart exportintensiven Standort wie Kärnten überlebenswichtig. Hier brauche es endlich ein tragfähiges Geschäftsmodell. Es gelte die Chancen von Villach/Fürnitz am Schnittpunkt zweier großer europäischer Bahnachsen zu nutzen. Dem Logistik Center Austria Süd komme hier eine zentrale Rolle zu. Breitband werde in Kärnten zwar in der Peripherie ausgebaut, im Zentralraum gebe es aber große Versorgungslücken. Dafür brauche es dringend neue Förderansätze.
  • Schließlich kam Mischensky noch auf das Thema Forschung & Innovation zu sprechen: Zentrale Forderung der IV Kärnten an die neue Landesregierung ist hier eine Strategie zur Erhöhung der Zahl der forschenden Einheiten von derzeit 220 auf 330 bis zum Jahr 2024. Dazu müssen vor allem kleinere Unternehmen stärker motiviert werden. Hier sei es nötig den Zugang zu Forschung & Innovation niederschwelliger zu gestalten, indem man ein One-Stop-Shop einrichte, am besten gleich mit einem Forschungsombudsmann/einer Forschungsombudsfrau. Leider habe es sich gezeigt, dass zahlreiche neue vor allem außeruniversitäre Forschungszentren (von JR-Robotics bis KI4LIFE) noch zu wenig in der regionalen Wirtschaft vernetzt sind.

20-Punkte-Programm hier