Rund 60 „Klimapioniere“ aus Kärnten und der Steiermark trafen sich Anfang März bei Infineon in Villach, um sich den Weg des Elektronikunternehmens zur Klimaneutralität im Jahr 2030 erklären zu lassen. Vorstandssprecherin Sabine Herlitschka selbst machte schnell klar, dass es sich hier für sie um kein Modethema handle. Schließlich sei man bereits 13-mal in Folge im Dow-Jones-Sustainability-Index gelistet. Hier gehe es um Glaubwürdigkeit. Allen Skeptikern hielt sie entgegen: „Wir sind die Generation, die die Lösungen hat.“
Klimawende durch Technologie
Beeindruckend zeichnete sie die Entwicklung von Infineon seit der Finanzmarktkrise 2008/2009 nach. Seither habe man allein in Österreich 3.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, den Umsatz um mehr als 300 Prozent gesteigert. Maßgeblich trug dazu die 2018 angekündigte Großinvestition von 1,6 Mrd. Euro am Standort Villach bei, die trotz Pandemie und brüchiger Lieferketten im September 2023 drei Monaten vor dem geplanten Zeitpunkt in Betrieb ging. Das Highlight: Infineon ist derzeit der einzige Hersteller weltweit, der Leistungshalbleiter auf Dünnwafern mit einem Durchmesser von 300 Millimetern produzieren kann. Sie kommen in der Autoindustrie genauso wie in 50 Prozent der weltweiten Serverfarmen zum Einsatz. Weil sie so dünn sind, helfen sie enorm dabei, Energie zu sparen. Das Äquivalent entspreche 50 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen aller österreichischen PKW, so Herlitschka. Sie vertraut in der Klimawende auf technologische Lösungen.
Für die eigenen Prozesse hat Infineon einen klaren Pfad zur Klimaneutralität im Jahr 2030 entwickelt. Bis 2025 wolle man die 75-Prozent-Marke erreicht haben, meint Herlitschka. Schon seit 2005 ist dazu ein Managementsystem etabliert, es gibt Nachhaltigkeitsdialoge mit den Mitarbeiter:innen und die UN Sustainable Development Goals, die ja nicht nur auf ökologische Aspekte der Nachhaltigkeit abzielen, bilden den Rahmen der Aktivitäten von Infineon. Sukzessive werden alle Potenziale in der Produktion gehoben: Der 69 Prozent Anteil von elektrischem Strom am Gesamtenergieverbrauch kommt in Österreich schon seit 2013 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen, für die Substitution von fossilem Gas sind schon entsprechende Schritte vorbereitet. 80 Prozent des Wärmebedarfs gewinnt man über Rückgewinnung aus der Produktion.
Grüner Wasserstoff
Spannend war für die Klimapioniere aus der Steiermark und Kärnten das ausführlich von Stefan Walder und Josef Obiltschnig präsentierte Villacher Infineon-Projekt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Derzeit werde der in der Produktion benötigte Wasserstoff noch per LKW angeliefert. Nun soll in Kooperation mit Linde Gas, der Uni Linz und dem Hydrogen Center Austria eine Anlage zur Gewinnung von grünem Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien installiert werden, die sowohl den hochreinen Wasserstoff für die Produktion zur Verfügung stellt als auch Treibstoff für die Betankung von öffentlichen Bussen. Ohne 40 Prozent Innovationsförderung wäre das Projekt derzeit aber ökonomisch nicht darstellbar, so Obiltschnig. Die Busse wiederum spielen einem anderen wesentlichen Teil der Nachhaltigkeit bei Infineon in die Hände: dem Verhalten der Mitarbeiter:innen. Die Anfahrt ins Unternehmen umweltfreundlich zu gestalten, ist beim großen Einzugsgebiet nicht immer einfach. Aber Infineon hat bei der Anbindung an den Öffentlichen Verkehr schon viel erreicht. Außerdem bietet man für die rund 4.500 Mitarbeiter:innen am Standort in Villach Fahrradabstellplätze. – Rund 800 Beschäftigte kommen bereits mit dem Rad zur Arbeit.
Klimapioniere
„Klimapioniere“ ist eine Initiative der Industriellenvereinigungen von Kärnten und Steiermark sowie des Green-Tech-Valley-Cluster. Sie bietet Unternehmen, die beim Klimaschutz besonders engagiert sind, eine Austausch-Plattform.