Forschung in die Breite bringen

Auch abseits der dominierenden Elektronik braucht Kärnten mehr Innovation. 

Wenn Forschungsinitiativen aus Kärnten international Aufsehen erregen, dann hat das meistens mit dem Villacher Standort von Infineon zu tun. So auch kürzlich, als gleich zwei riesige EU-Projekte vorgestellt wurden, von denen man schon jetzt weiß, dass sie die industrielle Welt verändern werden. Eines beschäftigt sich mit dem neuen Halbleiter-Material Gallium-Nitrid, das Serverfarmen oder E-Fahrzeuge dramatisch energieeffizienter machen wird. Im anderen geht es um Anwendungen künstlicher Intelligenz, die unsere Lieferketten resilienter gestalten werden. Die Hundertschaften von Forscherinnen und Forschern, die sich zum Kickoff Mitte Mai im Villacher Werk von Infineon trafen, gaben aber auch ein kräftiges Lebenszeichen, dass Europa nicht gewillt ist, im Bereich der Elektronik den USA und China das Feld zu überlassen. Gerade in der Leistungselektronik ist man dank so engagierter Unternehmen wie Infineon und deren Forschungsumfeld mehr als wettbewerbsfähig.

Als die Kärntner Technologiereferentin LHStv.in Gaby Schaunig beim Kickoff die Vorzüge des Innovationsstandorts Kärnten pries und vor dem internationalen Publikum vollmundig ankündigte, man wolle in den nächsten fünf Jahren eine Forschungsquote von fünf Prozent erreichen, schien das den Anwesenden nicht aus der Luft gegriffen. Sie wissen nicht, dass Infineon in Villach für mehr als zwei Drittel der Forschungsleistung in Kärnten zuständig ist und dass im Land gerade einmal 220 „Einheiten“ überhaupt forschen (in der angrenzenden Steiermark sind es weit über tausend!). Darunter finden sich immer wieder beachtliche Projekte. Der Betonpumpenhersteller Schwing im Lavanttal hat gerade mit einer Diamant-Steinsäge, die den Abbau in Steinbrüchen revolutionieren könnte, aufgezeigt und den Innovationspreis des Landes gewonnen.

An interessanten und kooperationswilligen Forschungszentren mangelt es ebenfalls nicht: Silicon Austria Labs, KI4LIFE, Joanneum Research, Wood-Competence-Center, Lakeside Labs, um die wichtigsten zu nennen. Allein sie kooperieren mit viel zu wenigen Kärntner Betrieben. Die IV Kärnten hat daher in ihrer Stellungnahme zum Regierungsprogramm eindringlich appelliert, in zwei Richtungen zu gehen: Einerseits braucht es eine Forschungs-Ombudsstelle, um vor allem kleineren Unternehmen die Schwellenangst zu nehmen bzw. sie zu unterstützen. Andererseits braucht es eine vertiefte Analyse von Wertschöpfungsketten, um die gezielte Ansiedlung von forschungsintensiven Betrieben in Kärntner Stärkefeldern voranzutreiben.