Schlechte Karten

Österreich ist nicht ausländerfeindlich, sondern leistungsfeindlich. 

Beim Aktivieren von Potenzialen am Arbeitsmarkt sind wir nicht gerade die Weltmeister, wie uns erst kürzlich Monika Köppl-Turyna vom Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria sehr schlüssig erklärt hat. Egal ob Pensionisten, die weiterarbeiten, ob Teilzeit-Beschäftigte die in Vollzeit wechseln oder gar Ausländer, die zum Arbeiten nach Österreich kommen – überall haben wir systembedingt schlechte Karten. Lesen Sie den Bericht über unsere Diskussionsveranstaltung Anfang Juni auf der gegenüberliegenden Seite! Sie werden sehen, wie schlecht der Arbeitsmarkt auf die immer massivere Überalterung der Gesellschaft vorbereitet ist. Während in einigen Ländern Europas, die Anhebung des faktischen Pensionsalters mühelos gelingt, schaffen wir es nicht einmal, jenen, die freiwillig über die Pension hinaus arbeiten wollen, entsprechende Anreize zu bieten. Wer einigermaßen rechnen kann, wird sich auch kaum für das Upgrading von Teilzeit in Vollzeit entscheiden. Die Steuerprogression schlägt gnadenlos zu, die Kinderbetreuung wird teurer und wenn man es sich leisten kann…

Ganz übel läuft auch die Diskussion mit der qualifizierten Zuwanderung. Während einige immer noch glauben, dass die spärliche Nutzung der Rot-Weiß-Rot-Card für Arbeitsmigranten mit der eklatanten Ausländerfeindlichkeit in Österreich zusammenhänge, werden sie von Köppl-Turyna eines Besseren belehrt. Die Alpenrepublik gehört zu den Staaten in Europa mit der höchsten Abgabenlast auf Einkommen. Immer weniger Unternehmen greifen so tief in die Tasche, ihren ausländischen Mitarbeiterinnen den Österreich-Malus auszugleichen. Andere verlegen ihre Standorte gleich dorthin, wo man aus deutlich weniger Brutto sogar mehr Netto lukriert. Wir haben uns zu einer leistungsfeindlichen Gesellschaft entwickelt, in der immer weniger Engagierte immer mehr Steuer- und Abgabenlast tragen müssen.