Der Flughafen Klagenfurt hat turbulente Zeiten hinter sich. Das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt haben im Vorjahr die Notbremse gezogen, und nach Jahren des Stillstandes die Anteile vom Investor wieder zurückgekauft. Sie wurden geholt, um das Steuer am Flughafen wieder herumzureißen. Kann das gelingen?
Maximilian Wildt: Ja, ich bin überzeugt davon, dass es gelingen und er Flughafen funktionieren kann. Wir müssen aber hart dafür arbeiten. Wichtig ist es zunächst einmal, Ruhe einkehren zu lassen. Die Luftfahrt ist generell sehr volatil. Und Regionalflughäfen haben keinen leichten Stand, da ist Klagenfurt keine Ausnahme. Wenn Airlines beschließen, Flugverbindungen einzustellen, trifft es immer zuerst kleinere Flughäfen, selbst wenn diese Verbindungen gut gebucht waren. Wir werden auch nicht von heute auf morgen die Versäumnisse der vergangenen Jahre lösen.
Dass die Austrian Airlines ab April mit dem Früh- und Spätflug wichtige Tagesrandverbindungen von und nach Wien wieder in ihren Flugplan aufnimmt ist als ein erster Erfolg zu verbuchen?
Wildt: Es ist ein wichtiges Signal und eröffnet sowohl für die Kärntner Wirtschaft als auch für Reisende, die Anschlussflüge über Wien buchen, wieder neue Möglichkeiten. Mit dem Frühflug ab Klagenfurt sind die Passagiere um 6.30 Uhr in Wien. Die AUA fliegt dann ab 7 Uhr in der Früh sämtliche Städte Europas an. Man kann also schon um 9 Uhr in London, Paris, Barcelona oder Rom sein. Umgekehrt kommen am Abend sämtliche AUA-Flüge bis 22.30 Uhr in Wien an. Der Anschlussflug nach Klagenfurt geht dann um 22.45 Uhr. Wünschenswert wäre es, dass die Kärntner Unternehmen die Verbindung wieder stärker nutzen, und so auch eine entsprechende Auslastung gegeben ist, um das geplante Programm zu sichern und mittelfristig wieder einen dritten täglichen Flug zu bekommen.
Die Kärntner Wirtschaft würde sich außerdem die Anbindung an ein zweites Drehkreuz wie Frankfurt, München oder Amsterdam wünschen. Wie realistisch ist das?
Wildt: Leider aktuell nicht wirklich realistisch. So ehrlich muss man sein. Die Lufthansa hat gerade erst sämtliche Flüge zu österreichischen Regionalflughäfen eingestellt. Einzige Ausnahmen sind Salzburg und Graz. Aber nur, weil es nicht sehr wahrscheinlich ist, einen zweiten Hub zu bekommen, heißt das nicht, dass wir es nicht versuchen.
Mit der Ryanair gibt es eine Fluglinie, die gut ausgelastet ist. Wie zufriedenstellend ist generell das Incoming am Klagenfurter Flughafen?
Wildt: Ja, die Ryanair-Flüge sind gut ausgelastet. Luft nach oben wäre aber jedenfalls beim Winter-Incoming. Da sind wir gerade dabei, zu überlegen, wie wir das beleben könnten. Vielleicht auch über eine Kooperation mit dem Flughafen Salzburg.
Wie reisefreudig sind die Kärntner? Wie sieht das Passagieraufkommen am Klagenfurter Flughafen aus?
Wildt: Die Leute reisen generell mehr als vor der Pandemie. 2024 werden wir über das Niveau von 2019 kommen. Wir erwarten 180.000 Passagiere, 200.000 wären noch schöner, dann wären wir wieder da, wo wir vorher waren. 2023 hatten wir mit einem Plus von 86 Prozent bei den Passagieren schon einen starken Aufholeffekt. Ein wenig mehr als 50.000 Passagiere entfallen auf die AUA, rund 90.000 auf die Ryanair, die restlichen 13.000 Passagiere teilen sich auf andere Fluglinien auf.
Mit welchen Investitionen am Boden soll der Flughafen wieder belebt und vor allem attraktiver werden?
Wildt: Wir planen das Restaurant im ersten Stock, das seit Jahren geschlossen ist, wieder zu aktivieren, und sind gerade auf der Suche nach einem Betreiber. Es soll ein trendiges Lokal sein, wo die Leute gerne hinkommen, auch wenn sie nirgendwohin fliegen. Das Café im Erdgeschoß wird umgebaut und erhält eine Terrasse. Dringend investieren müssen wir außerdem in den General Aviation Terminal, über den die Privatreisenden der Bedarfsflugunternehmen kommen. Flugvereine und Privatjets sind für den Klagenfurter Flughafen wichtige Kunden.
Zur Person
Maximilian Wildt hat seine ersten „Luftfahrt-Erfahrungen“ als Projektmanager Cargo Services bei der Flughafen Wien AG gesammelt. Danach war er von 2017 bis 2018 ein Jahr lang bei der Austrian Airlines in der Netzwerkplanung tätig. Von 2018 bis 2021 folgte dann eine Zwischenstation bei der Hofer KG als Regionalverkaufsleiter. Nächste Schritt war die Laudamotion GmbH und dann Marketing und Airline Vertrieb bei der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft. Von 2022 bis 2023 gab es noch einen Zwischenstopp in Wien als Operations Manager Airline Catering bei der Do & Co AG. Seit Juli 2023 ist Wildt Geschäftsführer der Kärntner Flughafen Betriebsgesellschaft mbH.