Strategie statt Stillstand

Zeit zu handeln: Mut und Reformwille entscheiden über die Zukunft der Industrie in Österreich

Auch wenn die Talsohle erreicht zu sein scheint, befinden wir uns noch immer in einer wirtschaftlich angespannten Phase. Und die Fakten sind unmissverständlich: Österreich zählt laut IWF zu den schrumpfenden Volkswirtschaften, gemeinsam mit Ländern wie Venezuela und Sudan. Die Unternehmensgewinne sind auf unter zehn Prozent gefallen, die Investitionsquote liegt bei unter fünf Prozent. Beides ein historischer Tiefstand. Gleichzeitig steigen Sozialausgaben, Arbeitslosigkeit, Steuer- und Abgabenquote. Und während Länder wie die USA oder Dänemark ihr Vermögen massiv ausbauen, verliert Österreich 18 Prozent und ist Schlusslicht.

Besonders besorgniserregend ist das Auseinanderdriften von Lohnentwicklung und Produktivität. Die Reallöhne steigen, aber der Produktivitätszuwachs hält nicht Schritt. Damit wird die Wettbewerbsfähigkeit massiv untergraben. Österreich ist heute kaufkraftbereinigt das Land mit den höchsten Arbeitskosten im gesamten OECD-Raum. Das kann auf Dauer kein Industriestandort verkraften.

Vor diesem Hintergrund kommt dem neuen Strategiepapier der IV Kärnten besondere Bedeutung zu. Es ist ein substanzieller Plan, wie der Turnaround gelingen kann. Sieben Handlungsfelder stehen im Fokus: Arbeitsmarkt, Bildung, Forschung, Digitalisierung, Energie, Infrastruktur und Internationalisierung. Jedes für sich ein Reformbaustelle, in Summe aber ein kraftvoller Hebel für eine echte Neuausrichtung. Gerade bei Energie und Infrastruktur zeigt sich, wie wichtig es ist, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen.

Das Positionspapier ist ein Angebot an Politik, Verwaltung, Bildungsträger und Gesellschaft. Es lädt zur Zusammenarbeit ein und formuliert klare Erwartungen. Die Industrie ist bereit, Verantwortung zu übernehmen. Mit fast 60 Prozent der Wertschöpfung und knapp der Hälfte aller Beschäftigten ist sie das Rückgrat der regionalen Wirtschaft. Aber sie braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Keine neuen Auflagen, keine lähmenden Verfahren, sondern ein neues Verständnis für unternehmerische Realität.