Die Tauernautobahn ist Kärntens Lebensader in die so wichtige Exportdestination Deutschland. Fast ein Drittel des gesamten Ausfuhrvolumens wird über sie abgewickelt. Umso sensibler reagiert die Wirtschaft auf Behinderungen. Derzeit insgesamt 30 km Baustelle auf beiden Seiten der Tauern und der Verkehr auf einer der wichtigsten Transitstrecken Europas kollabiert. Das zeigt, wie stark Hauptverbindungsstraßen in ihrer Bedeutung für die Wirtschaft unterschätzt werden. Ohne sie sind all die komplexen Lieferketten gar nicht denkbar, welche die Unternehmen von teuren Lagern befreit haben und die Spezialisierung und Kooperation über die Grenzen hinweg befeuert haben. Hier geht es um nicht weniger als eine der Haupterrungenschaften des EU-Binnenmarkts, den freien Verkehr von Waren, Personen und Dienstleistungen.
Die Asfinag, die Autobahnen- und Schnellstraßen- Finanzierungs-Aktiengesellschaft muss sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Wenn ein Kärntner Wirtschaftslandesrat davon spricht, dass man hier die Folgen der Baustelle unterschätzt habe und Kärntens Leiter der Infrastrukturabteilung von einem „Drüberfahren über die Regionen“ spricht, dann sollten bei der Asfinag die Alarmglocken schrillen. Eine bessere Abstimmung wäre dringend nötig, denn auch jenseits der Grenze in Salzburg stöhnt die Wirtschaft: Pendler und Selbständige im Pongau werden in den Salzburger Nachrichten zitiert: „Was drei Jahre Pandemie nicht geschafft haben, schafft die Asfinag anscheinend im Handumdrehen. Die Staus sind existenzbedrohend.“ Die Forderung nach einem Verkehrsgipfel wird immer lauter.
Leider ist die Verkehrsministerin auf diesem Ohr taub. Das hat sie schon bei Kärntens Forderung nach einem Sicherheitsausbau der B 317 (Friesacher Bundesstraße) zur Schellstraße eindrücklich bewiesen. Und es hat schon eine gewisse Logik: Die Wirtschaft so lang mit untauglichen Verkehrswegen schikanieren, bis sie sie nicht mehr braucht.