Um’s Leiberl rennen

Zuletzt wurde immer wieder das desaströse Abschneiden Deutschlands bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften mit dessen wirtschaftlicher Situation in Verbindung gebracht: Null Medaillen für eine ehemalige Topnation und gleichzeitig das schwächste Wachstum aller EU-Länder in Europas Industrie-Großmacht! Einbrüche und problematische Zukunftsperspektiven für Kernzonen der deutschen Industrie, das fällt auch für Österreich (bzw. Kärnten) als einen der wichtigsten Zulieferer Deutschlands enorm ins Gewicht. Und dabei sind wir in Sachen Inflation, Lohnstück- oder Energiekosten sowie Versorgungssicherheit noch weitaus schlechter aufgestellt als der große Nachbar. Von unserem Abschneiden bei den Weltmeisterschaften gar nicht zu reden.

Es läuft etwas schief im Staate Österreich, und wir haben nichts Besseres zu tun, als uns über die Realisierbarkeit der 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich den Kopf zu zerbrechen? Wir erleben die schleichende Abwanderung von Produktionskapazitäten in zunächst zwei Bereichen: einerseits in den energie-, andererseits in den lohnintensiven Branchen. Bis jetzt lässt sich das in der Arbeitsmarktstatistik erst bei den Leasingkräften ablesen, die sukzessive abgebaut werden. Außerdem an der stark sinkenden Investitionsbereitschaft der Betriebe. Aber: Noch so eine hohe Lohnrunde wie die letzte, und die Lawine kommt ins Rollen.

Derzeit haben ja die Sozialromantiker Konjunktur: Sie basteln am ökonomischen Supergau: Zweistellige Inflationsabgeltung plus Senkung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Das werde alles durch die Produktivitätsfortschritte wieder ausgeglichen, verrät uns der neue Vorsitzende der Bundes-SPÖ treuherzig im ORF-Sommergespräch. Er vergisst, dass viele Betriebe dann ihre Produktivität lieber woanders verbessern werden. Und um bei der Leichtathletik zu bleiben: Es wird Zeit, dass wir anfangen, „vollzeit“ um unser Leiberl zu rennen!