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Kärntner Industrie weiter unter Druck, Rezession setzt sich fort

Die jüngste Konjunkturumfrage unter den Kärntner Industriebetrieben lässt auch für die kommenden Monaten nicht auf eine konjunkturelle Erholung hoffen. Die rezessive Phase hält weiter an, ein Fünftel der Unternehmen geht auch noch in drei Monaten von abnehmenden Beschäftigtenzahlen aus. 

60 Industriebetriebe mit rund 20.000 Beschäftigten haben im 3. Quartal 2024 an der Konjunkturumfrage der IV Kärnten teilgenommen. „Sie untermauert den bundesweiten Trend. Die Wirtschaft stagniert weiterhin. Eine deutliche Besserung ist nach wie vor nicht in Sicht. Die Gesamtwirtschaft befindet sich im zweiten Rezessionsjahr, die österreichische Industrie sogar im dritten“, sagt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Zwar verbessert sich die Einschätzung der Ertragssituation für die kommenden sechs Monate von überwiegend negativ zu durchschnittlich (siehe Beilage), jedoch erwarten nach wie vor nur sechs Prozent der Unternehmen eine gute Ertragssituation.

Geschäftslage durchschnittlich bis schlecht
Ähnlich verläuft die Bewertung der Geschäftslage: 85 Prozent der befragten Betriebe rechnen in sechs Monaten mit einer durchschnittlichen Geschäftslage, sieben Prozent mit einer schlechten. In Bezug auf den Auftragsbestand sprechen 62 Prozent von einem durchschnittlichen, 30 Prozent von einem schlechten. „Besorgniserregend ist zudem, dass weiterhin 20 Prozent der Unternehmen davon ausgehen, in den kommenden Monaten Mitarbeiter abbauen zu müssen, nur ein Prozent gibt an, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten.

 Hohe Energie- und Lohnkosten
2025 dürfte die konjunkturelle Komponente, welche insbesondere aus der Zinsentwicklung und den Reallohnzuwächsen gespeist wird, zu einer leichten vorübergehenden Aufwärtsbewegung führen. „Zu diesen mageren Erholungstendenzen steht die strukturelle Komponente aber in direktem Widerspruch“, so Springer. „Wir haben im internationalen Vergleich nach wie vor viel zu hohe Energiepreise. Und mit Lohnstückkosten, die deutlich über dem EU-Schnitt liegen, sind wir schlichtweg nicht konkurrenzfähig.“ Das Auseinanderklaffen von Nominallohnabschlüssen bei gleichzeitigem Ausbleiben eines Fortschrittes in der Arbeitsproduktivität habe ein wettbewerbsfähigkeitsgefährdendes Ausmaß angenommen. „Der Weltmarkt bestimmt den Preis. Ist ein Produktionsstandort wegen zu hoher Energie- und Lohnkosten nicht mehr wettbewerbsfähig, droht eine Verlagerung der Produktion ins Ausland. Dazu kommt noch die massive Überregulierung. Die Folge ist eine schon spürbare schleichende Abwanderung von Investitionen in andere Länder“, erklärt Springer.

 „Die österreichische Wirtschaft befindet sich in einer tiefgreifenden Strukturkrise. Ohne rasches Gegensteuern durch einen radikalen wirtschaftspolitischen Kurswechsel wird Österreich auf unabsehbare Zeit in der Stagnation verharren“, warnt Springer.

 Leistbare Energie als Standortfaktor
„Beim Thema Energie geht es nicht nur um die physische Versorgungssicherheit, sondern auch um die Verfügbarkeit von leistbarer Energie. Es braucht deshalb einen erneuerbaren Energiemix für die Kärntner Industrie zur Sicherung von Standort, Wettbewerbsfähigkeit und Versorgungssicherheit“, fordert Mischensky. Das ist das Ergebnis einer Studie, im Rahmen derer die Bedarfe der energieintensiven Industrie in Kärnten abgefragt wurden. Die 20 befragten Unternehmen, die mehr als 50 Prozent des Industriestrombedarfs in Kärnten repräsentieren, rechnen damit, dass sich der Strombedarf bis zum Jahr 2040 auf 2.649 GWh verdoppeln wird und die Nachfrage nach Wasserstoff bis 2030 von derzeit nahezu null auf mehr als 1.000 GWh steigen wird.

 „Wir erwarten uns, dass diese Ergebnisse in die Energiestrategie des Landes Kärnten einfließen, die gerade erstellt wird“, betont Mischensky. Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Energiemix müssen sämtliche Technologien von Wasserkraft, Windkraft, Photovoltaik, Biomasse, Wasserstoff bis hin zu Speichern forciert werden, muss die Leistbarkeit der Energiewende im Fokus stehen sowie eine verlässliche Netzinfrastruktur, so Mischensky.

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