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Lage in der Kärntner Industrie dreht sich von schlecht auf maximal durchschnittlich

Die jüngste Konjunkturumfrage unter Kärntner Industrieunternehmen zeigt, dass die Unternehmen für die zweite Jahreshälfte von einer leichten Verbesserung der wirtschaftlichen Entwicklung ausgehen. 

 

53 Unternehmen mit rund 19.000 Beschäftigten haben an der Konjunkturumfrage der IV Kärnten für das 1. Quartal 2025 teilgenommen. Die Ergebnisse lassen nach der deutlich rezessiven Phase eine zumindest leicht positive Entwicklung erkennen. Während die Geschäftslage aktuell noch von 54 Prozent der befragten Betriebe mit schlecht beurteilt wird, rechnen in sechs Monaten nur noch sechs Prozent der Unternehmen mit einer schlechten Entwicklung, 84 Prozent sehen eine immerhin durchschnittliche. „Von einem Aufschwung sind wir aber noch immer weit entfernt, auch die Ertragssituation entwickelt sich in den Unternehmen weiterhin eher durchschnittlich“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der Industriellenvereinigung Kärnten. Etwas positiver als noch im Jänner laute die Einschätzung der Unternehmen in Bezug auf die Beschäftigten. Im Jänner war noch mehr als die Hälfte aller Industriebetriebe in Kärnten davon ausgegangen, Mitarbeiter abbauen zu müssen. In den kommenden drei Monaten rechnen noch 14 Prozent damit, 84 Prozent gehen aber davon aus, die bestehenden Mitarbeiter halten zu können, und zwei Prozent geben an, Mitarbeiter einstellen zu wollen.

„Die Lage ist ernst, wir verlieren zunehmend industrielle Wertschöpfung“
„Die Lage der Industrie in Österreich bleibt weiterhin ernst. Hohe Kosten für Personal und Energie, strenge Regulierungen und überbordende Bürokratie sind immense Standortnachteile und setzen unsere Unternehmen stark unter Druck. Die Produktionen schrumpfen und immer mehr Betriebe verlagern Standorte ins Ausland. Wir verlieren weiterhin zunehmend industrielle Wertschöpfung“, warnt Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten. Auch wenn die konjunkturelle Talsohle in Sicht sei, und wir uns einem Wendepunkt nähern, gebe es jedenfalls viel zu tun. Und geopolitische Unsicherheiten dämpfen eine allfällige Erholungsperspektive erheblich. „Die größte Herausforderung bleiben außerdem weiterhin die Lohnstückkosten. Das österreichische Steuer- und Abgabensystem belastet den Faktor Arbeit überdurchschnittlich hoch und wirkt sich wachstumshemmend aus. Wir brauchen eine mutige österreichische Industriestrategie, die Kosten für Arbeit, Energie und Bürokratie senkt, Strukturreformen umsetzt, und es den Unternehmen mit entsprechenden Rahmenbedingungen ermöglicht, in Zukunftsstrategien zu investieren“, sagt Springer.

 

Strategiepapier der Kärntner Industrie
„Kärnten steht vor bedeutenden wirtschaftlichen, technologischen und gesellschaftlichen Herausforderungen, die eine klare strategische Ausrichtung mit Priorisierungen und Schwerpunktsetzungen erfordern“, sagt Springer. Im Zentrum des vorliegenden Strategiepapiers, welches unter Beteiligung der Vorstandsmitglieder der IV Kärnten erarbeitet wurde, stehen daher die Bereiche Arbeitsmarkt, Bildung, Kompetenzen, Forschung, Innovation, Internationalisierung, Infrastruktur, Digitalisierung und Energie. „Diese Themen sind entscheidend für die wirtschaftliche Entwicklung und die Attraktivität Kärntens als Arbeit-, Bildungs- und Lebensstandort. Mit diesem Strategiepapier der Industrie wollen wir die Weichen für eine dynamische und resiliente Wirtschaft stellen.“

Als gestaltende Kraft im Land trage die Industrie und die mit dem Industriesektor verbundenen Dienstleistungen mit 59 Prozent der Wertschöpfung und 46 Prozent der unselbständig Erwerbstätigen wesentlich zu Beschäftigung und Wohlstand in Kärnten bei, so Mischensky. In der Strategiebroschüre wurden die Herausforderungen in den jeweiligen Bereichen herausgearbeitet, und darauf aufbauend Handlungsempfehlungen und Maßnahmen. Der Fokus im Bildungsbereich liegt klar auf der Modernisierung der Bildungsangebote und dem Ausbau der MINT-Schwerpunkte. „Bei den Innovationen sehen wir eine zu geringe Breite und damit eine Bremse für die Innovationskultur. Auch die Zusammenarbeit von Hochschulen und Wirtschaft ist teilweise zu schwach“, sagt Mischensky. Durch die Bürokratie werde außerdem die Umsetzung neuer Ideen erschwert.

Forderungen: Innovations-Masterplan und One-Stop-Shop
Zur Verbesserung der Innovationsstrategie und -kultur fordert die IV Kärnten daher die Einführung eines umfassenden „Innovations-Masterplans Kärnten“. Er soll die Stärkung von Forschungseinrichtungen, Industrie und kleinen und mittleren Unternehmen vorantreiben. Für Innovationsförderungen wird außerdem ein zentraler One-Stop-Shop gefordert. „Und wenn wir uns die Herausforderungen im Energiebereich ansehen, wird uns nicht nur der Ausbau der erneuerbaren Energie beschäftigen, sondern in Bezug auf die Netzinfrastruktur auch die geplante und für die stabile Stromversorgung in Kärnten unerlässliche 380 kV-Leitung“, erklärt Mischensky.  

 

 

Daten 1. Quartal