„Die Lehre ist und bleibt die wichtigste Stütze für das Potenzial an Fachkräften in unserem Land“, betonte Christoph Neumayer, Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), im Rahmen seiner Teilnahme am Lehrlingsforum des Business Circle am gestrigen Mittwochnachmittag. Die heimische Industrie habe sich in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich in der Ausbildung von Lehrlingen engagiert. „Der Industrieanteil an der dualen Berufsausbildung ist kontinuierlich größer geworden. Heute ist sie die zweitgrößte Ausbildungsbranche in Österreich“, führte Neumayer aus. Auch die Gehaltsentwicklung der vergangenen Jahre (z.B. seit 2017 +21% für Lehrlinge der Metall- oder Prozesstechnik im 1. Lehrjahr) oder die aktuellen Abschlüsse in der Metallindustrie (+6,74% für Lehrlinge) sei mehr als vorzeigbar. Viel wichtiger sei aber noch, dass ein Lehrabschluss lebenslanges Lernen und Weiterentwicklung ermöglicht. „Die Arbeitsplätze der Industrie sind wichtige Orte des Lernens und der Innovation“, erinnerte der IV-Generalsekretär.
Die Industrie unterstütze alle Maßnahmen, die dazu beitragen, die Lehrausbildung aufzuwerten sowie Attraktivität und Image zu verbessern. Es sei dafür dringend geboten, dass die in den Lehrplänen verankerte Bildungs- und Berufsorientierung auch tatsächlich an allen Schultypen der Sekundarstufe I umfassend umgesetzt wird. „Außerdem brauchen wir eine Reform der 9. Schulstufe, um eine qualitätsvolle Einstiegsphase in die Lehre zu etablieren,“ so Neumayer. Diese Maßnahmen würden den Boden dafür aufbereiten, „dass Imagekampagnen, Werbemaßnahmen und die Modernisierung der Lehrberufe noch deutlich besser Wirkung zeigen“. Sorge bereiten der Industrie die möglichen Auswirkungen der sich wieder verschärfenden Corona-Lage. „Wir dürfen nicht wieder in die Situation von Anfang dieses Jahres kommen, in der den Industriebetrieben die Bewerbungen für ihre Lehrstellen einfach weggebrochen sind“, so der IV-Generalsekretär. Die ersten Monate 2021 hatten die Unternehmen um ein Drittel weniger Bewerbungen zu verzeichnen, erst seit September würden sich die Zahlen der Lehranfängerinnen und -anfänger wieder stabilisieren. „Wir müssen daher neben den individuellen Schnuppermöglichkeiten auch die Berufsorientierungsveranstaltungen an den Schulen sobald als möglich nicht nur wieder aufnehmen, sondern verstärkt anbieten. All das natürlich mit maximalen Sicherheitsvorkehrungen, denn Gesundheit und Sicherheit stehen selbstverständlich an erster Stelle. Ziel muss es jedoch sein, jungen Menschen auch trotz Corona ein Maximum an Orientierungsmöglichkeiten zu erhalten“, so Neumayer abschließend.