In der Reihe „erfolgreiche Kärntner Managerinnen erzählen …“ lud die Kärntner Junge Industrie Ende September zum Gespräch mit Solveig Menard-Galli, einer Kärntner Top-Managerin internationalen Formats. Im Mitgliederkreis berichtete sie über ihren Ausbildungsweg und den beeindruckenden beruflichen Werdegang, der sie bis in den Vorstand des internationalen Baustoffkonzerns Wienerberger führte.
Pago statt Unikarriere
Sie stamme aus einer Lehrerfamilie, in der Bildung immer wichtig gewesen sei. Nach der Matura entschied sich Menard-Galli bewusst für das Studienangebot der damals noch überschaubaren Uni Klagenfurt. Sie schätzte die idealen Betreuungsverhältnisse, die Möglichkeiten für studentische Auslandsaufenthalte und die Nähe zur Unternehmenspraxis über diverse Studienprojekte. Aus Klagenfurt führte sie der Weg sogar bis ins ferne Hawaii, wo sie ihre ersten buchstäblich weitreichenden Auslandserfahrungen sammelte. Eine Doktorratsstelle beendete sie vorzeitig und ging zum damals stark expandierenden Fruchtsafthersteller Pago, obwohl ihr die Tore zu Forschung und Lehre eigentlich offenstanden. Ihre Eltern mussten sich erst dran gewöhnen, dass sie die Chance, eines Tages Universitätsprofessorin zu werden, aufgab. Doch Menard-Galli fühlte sich im praxisnahen unternehmerischen Umfeld wohler. Rückblickend ein völlig richtiger Schritt, wie ihre steile Managementkarriere beweist.
Der Reiz des Internationalen
Nach ersten Führungsaufgaben bei Pago wechselte sie in den Heineken-Konzern und war schließlich sechs Jahre in leitenden Positionen, zuletzt als CFO, der Heineken Niederlande tätig. Sie schätze die Möglichkeiten, sich durch Ausbildungen weiter zu entwickeln, Netzwerke aufzubauen und umfangreiche Erfahrungen zu sammeln. Den Schritt ins Ausland machte ihr Mann einfach mit, gab seinen Job in Kärnten auf und begleitete Menard-Galli in die Niederlande. Damals wie heute eher eine Ausnahme, doch sie plädiert beherzt dafür, offener und flexibler zu sein und Chancen zu ergreifen. Sie und ihr Mann hätten es nie bereut, diese grundlegende Entscheidung getroffen zu haben.
Nach Jahren im Ausland wurde der Ruf der Heimat und der Wunsch, auch wieder näher bei Familie und Freunden zu sein, lauter. Sie nahm die Gelegenheit wahr und heuerte bei L’Oréal in Wien in führender Finanzposition an. Der Schritt aus der Lebensmittelindustrie in die Kosmetikbranche fiel ihr nicht schwer. Interessant war es, eine sehr unterschiedliche Unternehmenskultur kennen zu lernen. Heineken zeichnete sich durch flache Hierarchien und eine „Kultur der offenen Türen“ – wie es Menard-Galli bezeichnet – aus. Der Pariser Weltkonzern war hingegen straff und zentral organisiert, die regionalen Einheiten setzten Programme konsequent operativ um.
Von der Beauty zum Bau
Aus dem internationalen Kosmetikgeschäft wurde sie 2016 in die Baubranche gerufen. Auf den ersten Blick haben die beiden Branchen nicht viel miteinander zu tun – auch auf den zweiten Blick nicht. Die Wienerberger AG, wo Menard-Galli 2016 als CFO der Sparte Building Solutions startete, ist der weltweit
führende Ziegelhersteller. Im Portfolio sind auch Dachziegel und weitere Baustoffe für Infrastruktur, Wasser- und Energiemanagement. Sie fühlte sich ab dem ersten Tag im Unternehmen richtig wohl, sagt Menard-Galli. Führungskultur und Arbeitsklima passten genau zu ihren Wünschen und Vorstellungen.
Als Chief Operating Officer ist sie aktuell Mitglied des Vorstands der Wienerberger Building Solutions. Die massiven Digitalisierungsbestrebungen und für die Branche hervorstechenden digitalen Entwicklungsschritte der letzten Jahre tragen maßgeblich ihre Handschrift. Als Betriebswirtin ist sie die Karriereleiter über diverse Führungsfunktionen im Finanzbereich hochgeklettert, nun hat sie in der Baustoffindustrie im operativen Geschäft und der massiven digitalen Transformation ihr Zuhause gefunden. Sie besticht durch Expertise und leidenschaftlichen Wissensdurst sowie menschenzentrierten Führungsstil. Woher sie die Kraft für ihren Erfolg nimmt? „Ich bin sehr emotional und brenne für die Dinge, die mich interessieren. Da schöpfe ich meine Energie“, sagt Menard-Galli