Bildung und Gesellschaft

Kärntner Industrie steht zur Lehrlingsausbildung

Mitten in der Corona-Krise kooperieren Industriellenvereinigung Kärnten und Bildungsdirektion in der Berufsorientierung: 31 Betriebe an 36 Standorten bieten im kommenden Schuljahr 11.660 Schnuppertage für Schülerinnen und Schüler von Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen.

„Die Ausbildungsbereitschaft der Kärntner Industrie ist auch in Coronazeiten ungebrochen“, betont Erich Dörflinger, Vorsitzender des Arbeitskreises Lehrlingsausbildung der Industriellenvereinigung Kärnten (IV Kärnten) und General Manager von Flex in Althofen bei einer Pressekonferenz am 30. Juni in Klagenfurt. Die Kärntner Industrie nehme heuer ähnlich viele Lehrlinge auf wie in den Vorjahren. Ebenso halte sie es mit der Schnupperlehre. 31 Industriebetriebe bieten im nächsten Schuljahr an 36 Standorten insgesamt 11.660 Schnuppertage für theoretisch 2.300 Schülerinnen und Schüler von Neuen Mittelschulen und Polytechnischen Schulen. Sie erhalten hier die Möglichkeit, die Lehrberufe der Industrie zu erleben und herauszufinden, was ihnen gefällt und wofür sie Talent haben. Organisiert werde das über den so genannten Schnupperlehrkalender, so Dörflinger. Da sind bezirksweise die in den Betrieben verfügbaren Schnupperlehrtage, die Zahl der möglichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowie die Ansprechpartner angeführt. Schnuppern kann man von einem bis zu mehreren Tagen. Wie wichtig die Schnupperlehre für die Betriebe ist, erläuterte Dörflinger anhand folgender Zahl: „75 Prozent der aufgenommenen Lehrlinge haben vorher eine Schnupperlehre im Unternehmen absolviert.“

Berufsorientierung ausbauen
Bildungsdirektor Robert Klinglmair bestätigt: „Wir halten das Schnuppern für ganz wichtig und werden die Schnupperlehrkalender in den nächsten Tagen an Schulen und Berufsorientierungslehrer versenden.“ Er betonte, dass die Berufsorientierung ein zentrales Anliegen der Bildungsdirektion sei und in Österreich noch ausgebaut werden müsse. In Kärnten beteilige man sich deshalb an vielen außerschulischen Aktivitäten wie etwa der Kärntner Lehrlingsmesse oder dem INLEHRE-Lehrlingswettbewerb. Die duale Ausbildung in Betrieben und Berufsschulen sei das Rückgrat der heimischen Wirtschaft.

Sowohl Dörflinger als auch Klinglmair wiesen auf die coronabedingt schwierige Situation am Arbeitsmarkt hin. Die Arbeitslosigkeit der Jugendlichen nahm im Mai gegenüber dem Vorjahr um 84 Prozent zu, die Zahl der Lehrstellensuchenden um 42,5 Prozent. Gleichzeitig sank aber die Zahl der offenen Lehrstellen um über 24 Prozent. Zum Glück nicht in der Industrie, wie beide betonten. Ebenfalls beide würden sich übrigens auch wünschen, dass sich die AHS noch stärker der Berufsorientierung öffnen und beispielsweise das Angebot des Schnupperlehrkalender intensiver nutzen. Es konnten erst einzelne Schulen dafür gewonnen werden. Klinglmair wies in dem Zusammenhang auf die schwierige demografische Situation Kärntens hin und wie wichtig es daher sei, das Bildungssystem bedarfsorientierter zu gestalten.

Schnuppern in den Ferien
Sabrina Süssenbacher erlernt im zweiten Lehrjahr den Beruf der Elektro-Betriebstechnikerin und Mechatronikerin. Sie wurde im Vorjahr Lehrling des Jahres. Sie war wie so viele im letzten Schuljahr sehr unsicher und hat daher bei vielen Unternehmen geschnuppert: „Bei Flex habe ich sofort gemerkt, dass es das Richtige ist, weil ich etwas ausprobieren durfte“. Schade fand sie nur, dass in ihrem Schultyp nur zwei bis drei Schnuppertage vorgesehen waren und sie das Schnuppern daher zum Großteil in ihre Ferien verlegen musste.

Industrie investiert viel in die Lehre
Abschließend dokumentiert Erich Dörflinger noch einmal das große Engagement seines Unternehmens für die Lehre: „Wir geben pro Jahr 1,3 Mio. Euro für die Lehrlingsausbildung und unser Ausbildungscenter aus und das für derzeit über alle Lehrjahre 74 Lehrlinge. 100 Prozent der Lehrlinge werden vom Betrieb als Facharbeiter übernommen. Im Schnitt der Kärntner Industrie sind es 80 Prozent.“