„Die Kärntner Industrie leistet im Rahmen ihrer Möglichkeiten viel, um die CO2-Belastung zu senken“, sagt IV-Kärnten-Präsident Timo Springer. Hauptschwerpunkt ist dabei die Optimierung der Produktion, wo laut Umfrage zwischen 2015 und 2020 54,2 Prozent der Betriebe Maßnahmen gesetzt haben. In den nächsten drei Jahren haben es 50,8 Prozent der Betriebe vor. Photovoltaikanlagen haben seit 2015 33,7 Prozent installiert und weitere 37,7 Prozent der Betriebe planen dies bis 2023. Auch an den Gebäuden ist viel passiert: von der Wärmedämmung bis zum LED-Licht haben zuletzt 41 Prozent der Betriebe vieles verbessert. Deshalb geht hier das Potenzial für Veränderungen zurück. Nur mehr 18 Prozent planen in den nächsten drei Jahren Maßnahmen. Relativ konstant bleibt die klimafreundliche Logistik bzw. die Umstellung der Rohstoffe ein Thema.
Einsparpotenzial weitgehend ausgereizt
Laut Springer ist Fazit all dieser Maßnahmen, dass für die Unternehmen insgesamt zu derzeit vertretbaren Kosten nur noch geringes Potenzial an Energieeinsparung besteht: „52,5 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihr noch zu erzielendes Einsparvolumen auf weniger als 5 Prozent des derzeitigen Energieverbrauchs ein, 25 Prozent auf zwischen 5 und 10 Prozent“, meint Springer. Die Kärntner Industrie ist außerdem in der Selbsteinschätzung klimafreundlicher unterwegs als die internationale Konkurrenz. 59 Prozent der Betriebe meinen laut Umfrage, effizienter als die Konkurrenz zu sein, 40 Prozent gleich effizient.
Unbürokratischer Dekarbonisierungsfonds
Ein entscheidender Faktor sind hier auch die zunehmend langen Amortisationszeiten von weiteren Energiesparmaßnahmen. Für 39,5 Prozent sind sie ein sehr wichtiges Hindernis, für 26,3 Prozent ein wichtiges. Springer spricht es klar aus: „Wollen die Betriebe international wettbewerbsfähig bleiben, dann besteht hier nur die Möglichkeit, diese zusätzlichen Kosten durch entsprechende Förderungen abzufedern.“ Die Umfrage signalisiere aber, dass die derzeitige Förderpraxis weder in der Bürokratie der Abwicklung noch von den Volumina her die dafür nötigen radikalen Veränderungsschritte ermögliche. Springer erneuerte daher die Forderung der IV-Bundesorganisation nach einem eigenen Dekarbonisierungsfonds.
Skepsis bei Klimazielen
Unter den derzeitigen Voraussetzungen sind die Kärntner Industriebetriebe jedenfalls skeptisch, dass die Klimaziele erreichbar sind. Die Umfrage weist aus, dass nur 20 Prozent der Betriebe glauben, dass die im Klimaziel vorgegebene CO2-Reduktion um 55 Prozent bis 2030 erreichbar sei, so Springer. 46 Prozent halten das für unmöglich, der Rest sei unentschieden.
An der Umfrage haben 119 Betriebe teilgenommen, wobei auch Teilantworten möglich waren.
Aufschwung am Zenit
Anschließend präsentierte IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky die erfreulichen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Kärntner Industrie vom zweiten Quartal 2021. Mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen berichten von steigenden Auslandsaufträgen, nur 17 Prozent von sinkenden. 48 Prozent melden steigende Produktion, 32 Prozent steigende Verkaufspreise. Besonders freut Mischensky, dass wieder fast die Hälfte der Unternehmen auch wachsende Beschäftigtenzahlen registrieren. Zusammenfassend bedeute das für drei Viertel der Betriebe eine gute Geschäftslage. Dieser Wert reduziere sich in der Vorausschau bis zum Jahresende auf 18 Prozent. Schwierige Rahmenbedingungen wie die leider immer noch nicht ausgestandene Corona-Pandemie lassen laut Mischensky den Schluss zu, dass der Zenit der Konjunkturentwicklung erreicht sei. Die positive Entwicklung finde sich grundsätzlich auch in der Branchenentwicklung wieder.
Probleme in Metalltechnik
Mit einer Ausnahme: In der beschäftigungsstärksten Kärntner Branche, der Metalltechnischen Industrie, bezeichnen derzeit 53 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als schlecht. Ebenso überwiegend negativ würden Aufträge und Erträge beurteilt. Hier sei die Situation schon seit etlichen Quartalen gespalten, meint Mischensky. Auf der einen Seite gebe es Betriebe, die vom Aufschwung profitieren, auf der anderen Seite solche, die Probleme haben, mitzuhalten. Über die Gründe könne man nur mutmaßen: wegen der Rohstoffkrise Probleme mit den Lieferketten oder schlicht Digitalisierungsrückstände. Jedenfalls spiele sich in dieser teilweise sehr arbeitsintensiven Branche ein gravierender Strukturwandel ab, so Mischensky.
An der Konjunkturumfrage vom zweiten Quartal 2021 nahmen 57 Firmen mit 19.026 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern teil. Gewichtet werden die Antworten nach Beschäftigtenzahlen.