Fast 40 Prozent der Kärntner Industriebetriebe rechnen damit, dass ihre jeweilige Branche 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird. Ebenso viele sehen Auftragseinbrüche im zweiten Halbjahr 2020. Landesregierung bei Entbürokratisierung und Infrastruktur-Investitionsprogramm gefordert!
„Produktion und Lieferketten haben sich einigermaßen vom ersten Corona-Schock erholt. Trotzdem blickt die Kärntner Industrie sehr vorsichtig in die Zukunft“, interpretiert IV-Kärnten-Präsident Timo Springer die Ergebnisse der jüngsten Umfrage unter Mitgliedsbetrieben. Fast 60 Prozent der Betriebe produzieren wieder nahezu voll. Bei 46 Prozent funktionieren die Lieferketten ganz normal, bei allen übrigen zumindest teilweise. „Mit einiger Sorge beobachten die Unternehmen allerdings die Auftragslage“, so Springer, „über 40 Prozent registrieren hier eine unüblich geringe Auslastung im zweiten Halbjahr 2020.“ Immerhin 30 Prozent stufen die Auftragslage als „normal“ ein.
Vorkrisenniveau dauert noch
Aber bis wann wird die Kärntner Industrie wieder Vorkrisenniveau erreichen? Hier fallen die Antworten laut Springer differenziert aus: „Fast 40 Prozent der Kärntner Industriebetriebe glauben, dass ihre Branche schon im Jahr 2021 wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird, fast 35 Prozent rechnen erst im Jahr 2022 damit.“ Vergleiche man die Perspektiven der Industrie mit den Prognosen der Wirtschaftsforscher, dann zeige sich hier doch eine optimistischere Einschätzung.
Landesregierung soll entbürokratisieren
Was wünscht sich die Industrie in der Krise von der Kärntner Landesregierung? „Da stechen laut Umfrage mehrere Punkte hervor: 64 Prozent wünschen sich die rasche Umsetzung der lange vorbereiteten Entbürokratisierungsoffensive, 60 Prozent ein Investitionsprogramm im Infrastrukturbereich wie etwa im Bau.“ Springer fordert daher raschest die vom Büro des Wirtschaftslandesrats Sebastian Schuschnig gemeinsam mit den Spitzen der Verwaltung, Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer erarbeiteten Maßnahmen zur Entbürokratisierung und Beschleunigung von Verfahren im Rahmen des Projekts „Kärnten unternehmensfreundlich“. Keinen Aufschub dulde außerdem das angekündigte Investitionsprogramm im Infrastrukturbereich.
Als Dauerbrenner bezeichnet Springer die Digitalisierungsoffensive, die sich fast 43 Prozent der Unternehmen wünschen. Hier habe Kärnten noch einige Defizite. Eine entsprechende Strategie sei erst in Vorbereitung. Sie müsste jetzt möglichst schnell umsetzungsbereit gemacht werden. Ein Think Tank, der weiter nach vorne denkt und Kärntens Chancen in den durch die Krise veränderten Rahmenbedingungen sucht und die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Standorts anstrebt, ist 27 Prozent der Betriebe ein Anliegen. Unter den Hilfsmaßnahmen des Bundes wird übrigens die Kurzarbeit als die relevanteste für die Kärntner Industrie eingeschätzt.
Weniger Homeoffice
Der Anteil der in Homeoffice Beschäftigten in der Kärntner Industrie nimmt indessen deutlich ab. Bei bereits 62 Prozent der Betriebe liegt er unter einem Viertel der Belegschaft. Ende März meldeten nur 18 Prozent der Betriebe, dass er unter einem Viertel liege. Umso ernster nimmt die Kärntner Industrie laut Springer die umfangreichen Gesundheitsmaßnahmen zum Schutz der Mitarbeiter. Mehr als 40 Prozent werden sie trotz der erlaubten Lockerungen noch über den Juni hinaus aufrechterhalten.