Kärnten hat die Corona-Krise etwas besser als andere Bundesländer überstanden. Jetzt gilt es, den Aufschwung aktiv zu gestalten.
„Wir stehen kurz vor dem stärksten Aufschwung mindestens der letzten 20, möglicherweise sogar 40 Jahre“, zeigte sich Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, bei einer Online-Pressekonferenz der Industriellenvereinigung Kärnten überzeugt. Zuversichtlich stimmen ihn dabei die bevorstehende Corona-Impfung genauso wie andere global stabilisierende Rahmenbedingungen: der bald absolvierte Brexit oder die neue US-Administration.
Allerdings seien wir im Jahr 2020 noch mit einer ökonomischen Herausforderung historischen Ausmaßes konfrontiert. Die Schäden durch COVID-19 seien weitaus größer als jene, die wir durch die Lehman-Krise 2009 zu bewältigen gehabt hätten. Konkret heiße das, dass der ökonomische Einbruch durch COVID ungefähr doppelt so stark ausfalle wie durch Lehman. Beinahe als „Treppenwitz der Geschichte“ könne laut Helmenstein das Faktum angesehen werden, dass Chinas Volkswirtschaft heuer wohl als einzige unter den Top-25 wachsen werde, obwohl die Pandemie von dort ausgegangen ist.
Industrie als stabilisierender Faktor
Österreichweit seien die Auswirkungen unterschiedlich. In den westlichen Bundesländern gäbe es aufgrund des hohen Anteils der Tourismuswirtschaft eine viel stärkere COVID-Betroffenheit als im Osten. Insgesamt habe sich Kärntens Industrie im Österreichschnitt gut behauptet: Während Österreich einen Rückgang von 8,1 Prozent verzeichnet, habe Kärnten „nur“ ein Minus von 6,8 Prozent aufzuweisen. Die diversifizierte Wirtschaftsstruktur, der erhebliche Industrieanteil in Kärnten sowie das überraschende sommerliche Plus bei den Inländernächtigungen seien die wesentlichen Gründe dafür. Erwähnenswert sei generell, dass Bundesländer mit starker Wissens- und Technologie-Orientierung nur unterdurchschnittliche Schäden durch COVID zu tragen haben.
Ausblick für das Jahr 2021
Helmenstein schätzt, dass im Jahresverlauf 2021 noch nicht das Vorkrisenniveau zu erreichen sein wird. Die gute Nachricht sei aber, dass es eine kräftige Aufholbewegung geben werde, sobald wir das Tal der Tränen durchschritten hätten. IV-Kärnten-Präsident Timo Springer formuliert einige regionale Voraussetzungen für eine möglichst aktive Gestaltung dieses Aufschwungs. Zunächst brauche es die Einbindung von Experten im Rahmen des von der IV Kärnten geforderten Thinktanks, der wirtschaftspolitische Maßnahmen empfiehlt, welche unmittelbar umsetzbar sind. Für ebenso wichtig hält er eine Digitalisierungsstrategie für Kärnten sowie die Vernetzung der Bildungseinrichtungen mit dem produzierenden Sektor entsprechend hochwertig auszubauen. Dazu sollen das Standortmarketing und die Betriebsansiedlung ausgebaut sowie die Wirtschaftsförderung fokussierter und die Verwaltungsverfahren investitionsfreundlicher gestaltet werden.