Wirtschafts-, Finanzpolitik & Recht

Kärntner Industrie zwischen Zuversicht und Sorge

Lieferketten stabilisieren sich wieder, Produktion läuft, fast ein Drittel der Unternehmen zieht geplantes Investitionsprogramm durch – allerdings sorgenvoller Blick in die Zukunft.

„Nach über einem Monat Corona-Lockdown in Österreich und fast ganz Europa sehen 21 Prozent der Kärntner Industriebetriebe ihre Lieferketten als hoch gefährdet an, dafür inzwischen 27 Prozent als gering gefährdet. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten Umfrage vor etwas über einer Woche“, freut sich Timo Springer, Präsident der IV Kärnten, in einer Aussendung. Mehr noch: über ein Drittel der Unternehmen erwartet sich durch die schrittweise Lockerung der Maßnahmen positive Effekte. Nach wie vor produzieren die Hälfte der Betriebe nahezu voll. Wo die Produktion wieder hochgefahren werden muss, ist derzeit die Auftragslage das Kardinalproblem (60 Prozent der Befragten). Danach folgen mit einigem Abstand die Verfügbarkeit und Bewegungsfreiheit der Mitarbeiter (33 Prozent) und die Verfügbarkeit von Rohstoffen, Vorprodukten und Dienstleistungen (27 Prozent). Dass der teilweise immer noch geschlossene Handel oder die nur langsam anfahrende Autoindustrie Probleme machen, liegt für Springer auf der Hand.

Erstaunlich positives Investitionsklima

Sehr positiv sieht der IV-Kärnten-Präsident, dass nahezu ein Drittel der befragten Betriebe, ihre Investitionen trotz schwierigem Umfeld weiter durchziehen. Wenn Investitionen verschoben werden, dann in erster Linie wegen des Einbruchs der Nachfrage (44 Prozent). Danach folgt schon die Verfügbarkeit von Eigen- und Fremdkapital (24 Prozent). „Viele Unternehmen ordnen in Krisenzeiten fast alles der Sicherung der Liquidität unter“, so Springer. Ein wesentlicher Faktor sei aber auch die schwierige Lage in der Baubranche. Seit Beginn des „Lockdown“ habe etwa keine Bauverhandlung mehr stattgefunden. Die Unsicherheit, wie die Wirtschaft aus der Krise kommen werde, wachse laut Umfrage.

Was ändert sich nach der Krise?

Wo erwarten die Unternehmen nach der Krise die größten Veränderungen? Die Hälfte rechnet laut Springer mit einem noch deutlicheren Digitalisierungsschub. 41 Prozent sehen große Herausforderungen im Bereich Qualifizierung der Mitarbeiter/neue Arbeitsformen. Ebenso 43 Prozent sind der Meinung, dass das neue Bewusstsein für Hygienemaßnahmen bleiben werde. Fast ein Drittel der Unternehmen werden ihre Organisation anpassen, um in Krisen widerstandsfähiger zu werden. Damit zusammenhängend will man sich die Lieferketten in Zukunft genauer ansehen (28 Prozent). Schließlich werden 20 Prozent ihr Geschäftsmodell überdenken. „Wir werden in eine ganz neue Normalität zurückkehren“, fasst Springer die Ergebnisse der Umfrage zusammen.

An der Umfrage haben 85 Mitgliedsunternehmen der Industriellenvereinigung Kärnten teilgenommen.