Kärntner Industrie blickt vorsichtig ins neue Jahr und registriert nach erfolgreichen Jahren eine konjunkturelle Seitwärtsbewegung. Die Bereitschaft, die Beschäftigung auszuweiten, sinkt langsam
„Nach sehr erfolgreichen Jahren befindet sich die Kärntner Industriekonjunktur im Moment in einer Seitwärtsbewegung. Wir registrieren zwei Geschwindigkeiten“, fasst Timo Springer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten die widersprüchlichen Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage (4. Quartal 2019) zusammen. „Seit dem dritten Quartal 2019 gehen die positiven und negativen Bewertungen der Auftragslage immer deutlicher auseinander“, so Springer. Während diesmal 39 Prozent die Auftragslage als „gut“ bezeichnen, sind 26 Prozent nicht zufrieden. Noch deutlicher wird das bei den Auslandsaufträgen, wo das Verhältnis 45 zu 30 Prozent beträgt.
Metalltechnik im Minus
Eine Erklärung für dieses völlig neue Phänomen böten die Branchenergebnisse: „In Kärntens zweitstärkster Branche, der Metalltechnischen Industrie, schlägt das Pendel deutlich in die negative Richtung aus“, bedauert Springer. Bei den Aufträgen liege der Saldo von positiven und negativen Einschätzungen bei minus 38 Prozent!“ Das habe vielfältige Gründe: einerseits saisonale Schwankungen, andererseits Probleme in für Kärnten wichtigen und etablierten Zulieferketten, z.B. in der Autoindustrie. Demgegenüber boome etwa die Medizintechnik, von der neben der Metalltechnik unterschiedlichste Branchen profitieren: von der Elektronik bis zur Chemie.
Zu wenig Innovation
Dann spiele natürlich auch die Innovationsfähigkeit der Unternehmen eine Rolle. Wer regelmäßig innoviert, verschafft sich einen Wettbewerbsvorteil, egal, ob es sich um Geschäftsmodell-, Produkt- oder Prozessinnovationen handle, so Springer. Ganz wichtig sei es hier, die Chancen der Digitalisierung zu nützen. Leider stagniere Kärnten in der Innovation. Zwischen den Jahren 2015 und 2017 habe es – im Gegensatz zu fast allen anderen Bundesländern – keine Erhöhung der Forschungsausgaben gegeben. Das werde sich u.a. mit der massiven Aufrüstung der Forschungseinrichtungen (Silicon Austria Labs, Robotics-Institut von Joanneum, angewandte Künstliche Intelligenz von Fraunhofer) hoffentlich bald ändern. Bei der Innovation wie der Digitalisierung gebe es jedenfalls eine große Kluft zwischen Vorreitern und Nachzüglern. Hier müsse Kärnten dringend eine eigene Strategie vorlegen und umsetzen.
Noch gute Geschäftslage
Die allgemein unsichere Wirtschaftslage (Stichworte: Brexit, Handelskriege, neues Bewusstsein für den Klimaschutz, das veränderte Rahmenbedingungen bewirkt) führe jedenfalls auch dazu, dass in der Kärntner Industrie nur noch 12 Prozent der Betriebe neue Mitarbeiter einzustellen planen, während 57 ihre Beschäftigtenstände unverändert lassen wollen und fast ein Drittel (31 Prozent) tendenziell Reduktionen vorhaben. Letzterer Wert war zuletzt im zweiten Quartal 2013 so hoch im Minus. Immerhin beurteilen die Hälfte der Betriebe die Geschäftslage derzeit als gut. Dieser Wert sinkt jedoch in der Vorschau auf die Jahresmitte auf nur noch 12 Prozent ab.