„Jetzt ist der konjunkturelle Abschwung da, und er ist in allen Indikatoren ablesbar“, fasst IV-Kärnten-Präsident Timo Springer die Ergebnisse der aktuellen Konjunkturumfrage der Kärntner Industrie (3. Quartal 2023) zusammen, an welcher 59 Firmen mit 18.989 Beschäftigten teilgenommen haben. „Wir sind stimmungsmäßig auf das Niveau des ersten Pandemiejahrs zurückgefallen. Nur noch 8 Prozent der Betriebe beurteilen die Geschäftslage gut, 23 Prozent als schlecht. Bei der Auftragslage wird es noch deutlicher: 10 Prozent sind hier positiv, fast ein Drittel negativ.“ Mit einem kleinen Unterschied, wie Springer einräumt: „In der Produktion stehen wir etwas besser da als in den ersten beiden Quartalen 2020. Und das liegt an den Lieferketten, die intakt geblieben sind.“
Springer hofft jetzt, dass es sich nur um einen „normalen Konjunktureinbruch“ handelt. Seit der Energiekrise habe sich am Standort Österreich einiges zum Negativen verändert. Er zitiert hier das internationale Wettbewerbsranking des Schweizer Instituts IMD. Dort sei Österreich im Jahr 2007 weltweit noch an 11. Stelle platziert gewesen, aktuell seien wir auf Rang 24 unter 64 Ländern abgerutscht. „Wir haben in vielen Bereichen Defizite“, so Springer: „Energiepreise und -sicherheit, Lohnstückkosten und Verfügbarkeit geeignet qualifizierter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, um nur die wichtigsten zu nennen.
Produktionsverlagerungen
Der Industriestandort befinde sich in einer Art Doppelmühle: „Arbeitsintensive Betriebe kämpfen mit den inflationsbedingt hohen Löhnen, die im internationalen Wettbewerb kaum zu verdienen sind. Betriebe mit hoher Wertschöpfung je Beschäftigtem, dafür aber bedeutender Energiekostentangente, treffen die enormen Kostennachteile.“ Hier käme es längst zu Produktionsverlagerungen sogar innerhalb Europas. Springer bezeichnet die derzeitige Situation als toxischen Mix in Richtung Deindustrialisierung. Die Basis des Wohlstands gerate in Gefahr, denn ohne Produktion wandere auch der Dienstleistungssektor ab. Energie-Subventionen – vielleicht noch im ruinösen nationalen Standortwettbewerb – seien auf Dauer für alle schädlich, betont Springer, der sich rasch eine europäische Lösung wünscht.
Branchen im Konjunkturtief
IV-Kärnten-Geschäftsführerin Claudia Mischensky verdeutlichte den Konjunktureinbruch anhand weiterer Zahlen. Gerade die Auftragslage habe sich extrem verschlechtert. „Im zweiten Quartal meldeten 41 Prozent der Betriebe eine positive Auftragslage, jetzt sind es nur noch 10 Prozent. Ähnlich sieht es in Bezug auf die Geschäftslage aus. Sie wurde von 46 Prozent der Betriebe als gut beurteilt, aktuell nur noch von 8 Prozent.“ Da sei über den Sommer einiges ins Rutschen gekommen. „Wir haben eine Rezession, und die Produktionskapazitäten werden zurückgehen“, betont Mischensky. Das werde sich in der Folge auch bei der Zahl der Beschäftigten auswirken. Nur noch ein Prozent der Kärntner Betriebe gehen hier bis Anfang 2024 von einer guten Entwicklung aus, 24 Prozent beurteilen die Lage sogar als schlecht, was zu einem Abbau an Arbeitskräften führen könnte. „Die Unternehmen versuchen die Mitarbeiter aber noch zu halten“, sagt Mischensky.
Deutlicher Abwärtstrend im Bau
Innerhalb der Branchen der Kärntner Industrie zeige sich ein sehr einheitliches Bild nach unten, nur in der Elektro-und Elektronikindustrie könne das Niveau noch gehalten werden. Besonders stark manifestiere sich der Abwärtstrend in allen mit dem Bau verbundenen Branchen, so Mischensky. Da sei insbesondere die Holzindustrie zu nennen, wo etwa 88 Prozent der Betriebe die schwachen Auslandsaufträge beklagen. Nur wenig besser die Metalltechnische Industrie: Mehr als die Hälfte der Betriebe sehen eine schlechte Geschäftslage, fast zwei Drittel sogar einbrechende Aufträge. Und sollten die laufenden Verhandlungen hohe Lohnabschlüsse nach sich ziehen, würde das für die Unternehmen zu Problemen führen, so Mischensky. Fast drei Viertel der befragten metalltechnischen Betriebe hätten schon jetzt mit der schlechten Ertragslage zu kämpfen. Die IV-Geschäftsführerin zieht hier ebenfalls den Vergleich zum ersten Pandemiejahr: „Da haben wir uns wenigstens schnell auf eine für alle Seiten erträgliche Lohnrunde geeinigt. Ich hoffe, dass das auch diesmal gelingen wird.“
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