Kärntner Industrie: Keine Erholung in Sicht, Stimmung weiter gedämpft

Arbeiter in Industriebetrieb

Industrie zwischen Stabilität und Zurückhaltung
56 Unternehmen mit knapp 19.000 Beschäftigten haben an der IV-Kärnten-Konjunkturumfrage für das dritte Quartal 2025 teilgenommen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Stimmung in der Kärntner Industrie weiterhin „nur“ auf niedrigem Niveau eingependelt hat:

  • 18 Prozent der Betriebe beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als gut, 56 Prozent als durchschnittlich und 26 Prozent als schlecht. Für die kommenden sechs Monate erwarten nur 1 Prozent eine Verbesserung, 8 Prozent gehen von einer Verschlechterung aus, 91 Prozent sehen eine Stagnation.  
  • Auch beim Auftragsbestand und bei Auslandsaufträgen zeigt sich keine Dynamik: Rund drei Viertel der Kärntner Industriebetriebe sprechen von einem durchschnittlichen Niveau.

 Ertragslage angespannt, Beschäftigung rückläufig
Die Ertragssituation ist weiterhin problematisch: 47 Prozent der Betriebe bewerten sie als schlecht, und das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorquartal. Da waren es im Vergleich dazu 23 Prozent. Nur 17 Prozent sehen ihre Ertragslage derzeit als gut. Auch der Blick nach vorne bleibt pessimistisch: In sechs Monaten erwarten 33 Prozent eine gute, aber 17 Prozent eine schlechte Ertragssituation. Das bedeutet, die Unsicherheit bleibt hoch.

 „Wir sehen eine klare Fortsetzung der Stagnation, weder Erholung noch Aufschwung sind in Sicht“, sagt Claudia Mischensky, Geschäftsführerin der IV Kärnten. „Vor allem die Ertragssituation bleibt angespannt, was sich unmittelbar auf Investitionen und Beschäftigung auswirkt.“ Tatsächlich planen noch immer 14 Prozent der Industriebetriebe, in den kommenden drei Monaten Personal abzubauen, während 85 Prozent von einer gleichbleibenden Beschäftigung ausgehen. „Damit ist die Hoffnung auf eine nachhaltige Trendwende erneut geschwunden“, so Mischensky.

 Produktions- und Preiserwartungen auf niedrigem Niveau
Nur 5 Prozent der Unternehmen erwarten in den kommenden drei Monaten steigende Produktionsmengen, 11 Prozent gehen von einem Rückgang aus. Und auch bei den Verkaufspreisen überwiegt Zurückhaltung: 10 Prozent rechnen mit steigenden, 15 Prozent mit sinkenden Preisen. „Die Industriebetriebe kämpfen mit hohen Kosten, wachsender Unsicherheit und schwacher Nachfrage. Trotz aller Bemühungen um Produktivität und Innovation fehlen die notwendigen Rahmenbedingungen, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen“, betont Timo Springer, Präsident der IV Kärnten. Trotz des im Durchschnitt weiterhin hohen Kostendrucks sehen 89 Prozent der Unternehmen keine Möglichkeit, ihre Verkaufspreise zu erhöhen.

 Wettbewerbsfähigkeit bleibt Schlüsselthema
Für Springer steht fest: „Ohne strukturelle Entlastungen droht der Standort Österreich weiter an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Wir brauchen dringend Maßnahmen zur Senkung der Lohnnebenkosten, eine deutliche Reduktion bürokratischer Auflagen und mehr Investitionen in Energie- und Bildungssysteme.“

 380-kV-Leitung
Besonders kritisch bleibe die Frage der Energieversorgung. „Die Kärntner Industrie braucht endlich Planungssicherheit, sowohl bei Energiepreisen als auch bei Infrastrukturprojekten wie der 380-kV-Leitung“, sagt Mischensky. Kärnten stehe an einem Wendepunkt. Um auch künftig gut leben, arbeiten und mit sauberer Energie wirtschaften zu können, brauche es jetzt entschlossenes Handeln. „Der Bau der 380-kV-Leitung ist eine notwendige Investition in die Zukunft des Landes.“

 Appell an die Politik
Die IV Kärnten fordert daher, rasch die Standortpolitik zu stärken:

  • Bürokratieabbau und Entlastung insbesondere für produzierende Betriebe
  • Verlässliche und leistbare Energieversorgung durch Ausbau der Netzinfrastruktur
  • Förderung von Innovation und Digitalisierung, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit zu sichern
  • Investitionen in Bildung und MINT-Kompetenzen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken

„Wenn wir die industrielle Basis in Kärnten erhalten wollen, müssen wir jetzt handeln, sonst droht eine schleichende Deindustrialisierung, die kaum mehr umkehrbar ist“, warnt Springer abschließend

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