Erneuerungen, keine Kosmetik

Mit dem Rückzug von Harald Mahrer steht die Wirtschaftskammer an einem Wendepunkt. Doch eines muss klar sein: Ein personeller Wechsel reicht nicht, um die drängenden Probleme zu lösen. Die WKÖ steht vor einer Herkulesaufgabe, die tiefgreifende Reformen notwendig macht. Jetzt ist der richtige Moment, um die Strukturen und die Aufgaben dieser Institution konsequent weiterzudenken.

Die Finanzierung der Kammer ist aus dem Gleichgewicht geraten. Den Kammerbeitrag einzufrieren und dann um mindestens 30 Prozent zu senken, ist der einzige Weg, wie die Wirtschaftskammer ihren Mitgliedern wieder gerecht werden kann. Eine realistische und notwendige Zielgröße. Besonders kritisch ist die Kammerumlage 2 zu sehen, deren Berechnungsgrundlage, die Lohnsumme, zu massiven Wettbewerbsnachteilen für beschäftigungsintensive Betriebe führt. Eine moderne Interessensvertretung braucht ein Finanzierungssystem, das fair ist und unternehmerische Leistung nicht bestraft.

Interessenvertretung lebt von Überzeugung, nicht von Entgelt. Es ist daher ein Gebot der Stunde, das System der Funktionärsentgelte kritisch zu prüfen. Viele dieser Tätigkeiten könnten ehrenamtlich erfolgen. Nicht nur aus Kostengründen, sondern auch, um die Glaubwürdigkeit zu stärken.

Die Wirtschaftskammer ist ein wichtiges Organ der Interessenvertretung, aber sie ist zugleich Symptom eines reformunwilligen politischen Systems, das sich seine eigenen Strukturen geschaffen hat. Umso wichtiger ist es, dass wir jetzt nicht bei kosmetischen Anpassungen stehenbleiben. Wir brauchen eine Wirtschaftskammer, die finanziell entlastet, strukturell modernisiert, und die Bedürfnisse von Unternehmerinnen und Unternehmern klar in den Mittelpunkt stellt. Es geht nicht um Kritik um der Kritik willen. Es geht darum, die WKÖ zu jenem starken, effizienten, modernen Partner zu machen, den die österreichische Wirtschaft in dieser herausfordernden Zeit dringend braucht.